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DOI: 10.1055/a-1256-2136
Research
Einfluss des Menstruationszyklus auf Training und sportliche Leistung
Erfahrungen und Wahrnehmungen von Spitzensportlerinnen
Der weibliche Fortpflanzungszyklus ist einer der wichtigsten biologischen Rhythmen, wobei der Menstruationszyklus ein gutes Beispiel für einen biopsychosozialen Prozess darstellt: Er ist ein ganz natürlicher Aspekt der Physiologie, der sowohl das Verhalten beeinflusst als auch von diesem beeinflusst wird. Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass viele Frauen das Gefühl haben, dass sie Ratschläge und Informationen erhalten, die sich ausschließlich auf die Biologie der Menstruation konzentrieren und weniger auf persönliche, subjektive und gelebte Erfahrungen. Die bisherige Literatur hat sich ebenfalls auf den biologischen Prozess konzentriert. Persönliche und gelebte Erfahrungen sind nur selten untersucht worden. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass die Menstruation ein „schwieriges Thema“ ist, über das selten gesprochen wird und das auch mit Scham und Peinlichkeit behaftet ist.
Die Studie verfolgte deshalb zwei Ziele: 1) die Untersuchung der Erfahrungen von Spitzensportlerinnen mit ihrem Menstruationszyklus, wobei der Schwerpunkt auf den Auswirkungen auf die Trainings- und Wettkampfleistung lag, und 2) die Offenheit der Gespräche über den Menstruationszyklus mit dem Trainer- und Betreuungspersonal. Die Autoren führten hierzu semistrukturierte Interviews mit 17 Spitzensportlerinnen (25,5 ± 4,7 Jahre) aus verschiedenen Sportarten durch.
Die Ergebnisse zeigten, dass bei Sportlerinnen, die einen natürlichen Menstruationszyklus haben, neben Stimmungsschwankungen und verminderter Trainingsmotivation auch körperliche Symptome auftraten ([ Tab. 1 ]). 71 % der Sportlerinnen berichteten über Bauchkrämpfe, andere Symptome wie Blähungen (65 %) und Unruhe/Irritation (59 %) im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus.
Körperliche Symptome traten im Allgemeinen unmittelbar vor oder zu Beginn der Menstruation auf, während affektive und psychologische Symptome in der Woche vor Beginn eher stärker ausgeprägt waren. Die Entscheidung, den Menstruationszyklus aktiv zu kontrollieren, wurde oft durch den Wunsch ausgelöst, die Auswirkungen auf den Wettkampf zu reduzieren, die Ängste vor dem Erreichen des erforderlichen Gewichts zu verringern oder die Ablenkung zu reduzieren, um während des Wettkampfs zurechtzukommen. Die Sportlerinnen gaben an, es fehle an proaktiven Ansätzen und an Wissen über Möglichkeiten zur Steuerung ihres Menstruationszyklus in Bezug auf Training und Wettkampf, wobei einige das Gefühl hatten, dass die verfügbaren Optionen sehr begrenzt sind. Die Sportlerinnen zeigten sich offen, mit anderen Frauen über den Menstruationszyklus zu sprechen, jedoch gab es Unterschiede im Hinblick darauf, mit männlichen Trainern darüber zu reden.
Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit, Spitzensportlerinnen und Trainer über den Menstruationszyklus aufzuklären und ihn im gleichen Licht wie andere physiologische Funktionen im Sport zu betrachten, um Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung zu verbessern. Darüber hinaus wird die Aufklärung darüber, wie Gespräche diesbezüglich aufgebaut werden können, sowie die Vermittlung der richtigen Terminologie und des Selbstvertrauens, über den Menstruationszyklus zu sprechen, einige ermittelte Vorbehalte abbauen.
Design: qualitativ beschreibende Studie (semistrukturierte Interviews)
Teilnehmer: 17 Spitzensportlerinnen
Parameter: Erfahrungen mit ihrem Menstruationszyklus und die Offenheit, darüber zu sprechen
Resultate: Der Menstruationszyklus ist ein biologischer Prozess, der sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirkt und die Leistung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann. Daher sollte er gleichberechtigt neben anderen Leistungsfaktoren im Sport betrachtet und gegebenenfalls diskutiert werden, ohne dass bei den Gesprächen ein Gefühl der Verlegenheit oder Unbehaglichkeit aufkommt.
Katrin Veit
Brown N, Knight CJ, Forrest LJ. Elite female athletes’ experiences and perceptions of the menstrual cycle on training and sport performance. Scand J Med Sci Sports 2021; 31: 52–69
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Publication History
Article published online:
28 January 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
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