Erfahrungsheilkunde 2020; 69(05): 245
DOI: 10.1055/a-1243-4235
Editorial

Entartet – Die Angst geht um

Peter W. Gündling

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen, liebe Leser,

es ist schon interessant zu sehen, wie sich Feindbilder, Werte und Wertigkeiten auf einmal verschieben. Noch vor einem Jahr waren es Erkrankungen wie Demenz und Krebs, vor denen man Angst hatte und denen man sich mehr oder weniger ausgeliefert fühlte. Nun sind es Viren. Nein, nicht irgendwelche Viren. Es sind die aus China. Womöglich noch aus einem geheimen Versuchslabor.

Und während die Welt Kopf steht, Grenzen dicht macht, soziale Kontakte unterbindet, persönliche Freiheiten beschneidet – werden wichtige medizinische Untersuchungen verschoben und selbst notwendige Operationen nicht durchgeführt. Und anstatt sich in frischer Luft zu bewegen, frische Lebensmittel zu sich zu nehmen und das Immunsystem z. B. durch Saunagänge zu stärken, wird das Haus möglichst wenig verlassen, Dosenfutter verzehrt und auf die erlösende Wunderarznei und Impfung gewartet.

Kaum ist eine von den Medien und der Politik hochpuschte neue Erkrankung da, schon scheinen chronische Leiden vergessen oder zumindest in den Hintergrund gerutscht zu sein. – Was die Angst vor diesen Krankheiten angeht, mag das vielleicht gar nicht so schlecht sein. Doch die Folgen der aktuellen Angst in Verbindung mit den kontraproduktiven Verhaltensweisen werden am Immunsystem nicht spurlos vorüber gehen. Das bahnt letztlich nicht nur der Infektionsgefahr durch Viren den Weg, sondern wird sich auch auf die Entwicklung und das Fortschreiten chronisch degenerativer und maligner Erkrankungen auswirken.

Ganz aktuell war im Deutschen Ärzteblatt zu lesen, dass in der Europäischen Union pro Jahr mehr als 2,7 Millionen Menschen neu an Krebs erkranken. Laut Thomas Gebhart, dem Parlamentarischen Staatssekretär im BMG, wolle Deutschland daher seine EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um die Zusammenarbeit der Staatengemeinschaft im Kampf gegen Krebs – trotz der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie – voranzutreiben. Gleichzeitig wurde bei diesen Gesprächen betont, „dass Krebs eine extrem heterogene Erkrankung sei. Selbst die gleiche Krebsart unterscheide sich von Patient zu Patient.“ (DÄ 117(39), 27.9.20).

Bei diesen hehren Zielen bleibt nur zu hoffen, dass sich das ganze Unterfangen nicht nur auf bloße Worte und konventionelle Diagnostik- und Therapiemethoden beschränkt, sondern auch erfahrungsheilkundlich bewährte Konzepte mit einbezieht.

Individuelle Behandlungsansätze sind von jeher die Grundlage naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren. Eine Basis, die die konventionelle Medizin kaum für sich beanspruchen kann. Neben der seit über 100 Jahren bewährten und auch wissenschaftlich gut belegten individuell angepassten Misteltherapie, sind dies je nach Ausgangswerten und Bedarf individuell ausgewählte und dosierte orthomolekulare Substanzen oder auch ausleitende Verfahren, wie im Ayurveda. Gleichwertig dazu gehören individuelle Hinweise zu gesunder Ernährung, Bewegung und ordnungstherapeutischen Verfahren, zu denen es unzählige wissenschaftliche Belege sowohl zur präventiven und therapeutischen Wertigkeit als auch zur Verringerung der Nebenwirkungen konventioneller onkologischer Therapien gibt.

Aktuelle Belege und Anregungen zu einigen dieser Verfahren erhalten Sie in unserem aktuellen Heft.

Ich wünsche Ihnen wieder viel Freude und neue Erkenntnis bei der Lektüre der Beiträge.

Herzlichst Ihr
Peter W. Gündling



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Article published online:
16 October 2020

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