Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): 260-266
DOI: 10.1055/a-1223-3252
Originalarbeit

„Das ist auch unser Ziel, dass wir diese Patienten in ruhigem Fahrwasser behandeln“ – Palliativversorgung älterer Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis: Eine qualitative Studie

“Our Goal is to Care for these Patients Like Sailing in Calm Water” – Palliative Care in General Practice for Older People with Life-Limiting Illnesses: A Qualitative Study
Silke Freihoff
Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
,
Fabian Tetzlaff
Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
,
Nils Schneider
Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
,
Stephanie Stiel
Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
,
Gabriele Müller-Mundt
Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
› Institutsangaben
Das ProPall-Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung von September 2017 bis Ende November 2020 gefördert Förderkennziffer 01GY1710.

Zusammenfassung

Hintergrund Praktische Erfahrungen und Studien untermauern die Relevanz der Palliativversorgung (PV) für ältere Menschen mit lebensbegrenzenden Erkrankungen. Ziel dieser Studie ist, die hausärztliche Versorgung älterer Menschen in der letzten Lebensphase zu untersuchen.

Methodik Als Teil der Ist-Analyse des Interventionsprojekts „Proaktive Palliativversorgung älterer Patienten in der letzten Lebensphase (ProPall, BMBF-01GY1710)“ wurden leitfadenorientierte Interviews mit Hausärzten geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse Im Frühjahr/Sommer 2018 wurden 15 Hausärzte aus 12 Praxen in 2 Regionen in Niedersachsen interviewt. Die Interviewanalyse zeigt, dass die Hausärzte eine umfassende Begleitung älterer Patienten als integralen Bestandteil ihrer Tätigkeit ansehen. Sie beschreiben ihre Rolle als Lotse im ,Dickicht der Medizin‘ und Begleiter bis zum Ende. Um ein ,ruhiges Sterben‘ im vertrauten Umfeld zu ermöglichen, ist es den Hausärzten wichtig, Leiden zu lindern, die Versorgung zu koordinieren und neben den Erkrankten auch ihre Angehörigen zu begleiten. Bedarf für PV schreiben die Hausärzte vorrangig Patienten mit Krebserkrankungen sowie im Endstadium nicht maligner chronischer Erkrankungen zu.

Schlussfolgerung Verstärkte Anstrengungen sind erforderlich, um insbesondere bei älteren Menschen mit lebenslimitierenden nicht onkologischen Erkrankungen PV frühzeitiger in die hausärztliche Versorgung zu integrieren.

Abstract

Background and objectives Practical experiences and studies reinforce the relevance of palliative care (PC) for older people with life-limiting illnesses. This study aims to explore general practitioners’ (GP) care for older people in the last phase of life.

Methods As part of a state analysis of the intervention project “Proactive Palliative Care for Older Patients in the last Phase of Life (ProPall, BMBF-01GY1710)” manual-guided interviews were conducted with GPs and analysed based on qualitative content analysis.

Results 15 GPs from 12 GP practices in 2 care regions in Lower Saxony, Germany, were interviewed in spring/summer 2018. The interview analysis reveals that caring for older patients in a comprehensive way is an integral part of GPs’ work. GPs describe their role as being a guide in ‘the thicket of medicine’ and a ‘companion until the end’. To allow ‘calm dying’ in a familiar setting, it is important for GPs to ease suffering, to coordinate care and to accompany patients as well as their relatives. GPs attribute a need for PC mostly to patients with oncological diseases and in the final stage of non-malignant chronic illnesses.

Conclusion Increased efforts will be needed to integrate PC earlier in GPs’ care especially for older people with life-limiting non-oncological illnesses.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. August 2020

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