Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2020; 18(02): 30-31
DOI: 10.1055/a-1207-4076
Forum (Buchbesprechung)

Vitamin D – Die Heilkraft des Sonnenvitamins

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Gröber U, Holick MF. Vitamin D – Die Heilkraft des Sonnenvitamins. 4. Aufl. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2020. 490 S.; 42,80 €. ISBN: 978-3-8047-3875-1

Das hervorragend illustrierte, mit vielen wissenschaftlich gesicherten Details ausgestattete, aber auch auf die praktische Medizin ausgerichtete Buch stellt ein umfängliches und komplettes Kompendium des aktuellen Wissens zum Vitamin D dar. Das praktisch ausgelegte Buch beschreibt in sehr verständlicher Sprache alle Details zum Vitamin D – von der Geschichte seiner Entdeckung bis zu seinen in den vergangenen 20 Jahren wissenschaftlich erarbeiteten und gesicherten gesundheitsfördernden und therapeutischen Wirkungen.

Das „Sonnenhormon“ und „Sonnenvitamin D“, durch UVB-Strahlen in der Haut aus Cholesterin synthetisiert, ist nicht nur am Knochenstoffwechsel, sondern nach Bindung an seinen spezifischen Vitamin-D-Rezeptor auch am Zellstoffwechsel der meisten Organe wie Herz, Gefäße und Immunsystem beteiligt. Insofern ist ein heute verbreiteter Mangel des Vitamin D in Deutschland und Europa ein gewichtiger Risikofaktor für viele Zivilisationskrankheiten wie z. B. Brustkrebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus, Depression und Autoimmunerkrankungen.

Neben grundsätzlichen Daten und Empfehlungen, werden weitere wichtige Detailinformationen präsentiert: z. B. der UV-Index als Maß für die Intensität der Vitamin-D-bildenden UV-Strahlung, die genaue Beschreibung des Stoffwechsels der Vitamin-D-Bildung und wichtige physiologische Angaben zur Wirkung des Vitamin D in den unterschiedlichen Körperzellen. Diese expliziten und ausführlichen Beschreibungen haben für die Menschen hierzulande eine Bedeutung, da allein durch die relativ schräge Sonneneinstrahlung ein Vitamin-D-Mangel leicht entsteht. Für die Wirksamkeit der Sonne ist aber auch der entsprechende Hauttyp bedeutsam. Für ein risikoarmes Sonnenbad sind Empfehlungen für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung in tabellarischen Listen gut verständlich aufbereitet.

In einem eigenen Kapitel werden die unterschiedlichen organbezogenen Effekte von Vitamin D auf Gehirn, Immunsystem, Herz-Kreislauf-System, Leber, Knochen, Bauchspeicheldrüse, Muskelsystem und Haut sowie Wirkungen zur Unterdrückung von chronischen und malignen Erkrankungen beschrieben. Insbesondere die Aktivierung des Immunsystems, die in der augenblicklichen infektionsgefährdeten Zeit eine besondere Bedeutung hat, ist ein wichtiger Gesichtspunkt.

Die Wechselwirkungen von Medikamenten mit Vitamin D sind unterschiedlich: Einerseits wirken diese als „Vitamin-D-Räuber“, andererseits steigert Vitamin D zahlreiche Medikamentenwirkungen und funktioniert innerhalb eines interaktiven Netzwerks von Mikronährstoffen wie Vitamin A, B2, C, Kalzium, Eisen, Zink, Kupfer und Phosphaten, mit besonderer Bedeutung von Magnesium und Vitamin K.

So ist Vitamin D ein nahezu universeller, wichtiger hormoneller Wirkstoff für die Verbesserung bzw. Optimierung der Gesundheit, zur Vorbeugung und Therapie von Erkrankungen sowie im Leistungssport.

Dies gilt für Atemwegserkrankungen, als Mittel zur Verlangsamung des Alterungsprozesses, insbesondere der Gehirnalterung und degenerativer Erkrankungen wie die Demenz, jedoch auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Arteriosklerose, Hypertonie, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt), Diabetes mellitus und metabolisches Syndrom, für chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa und schließlich auch zum Schutz vor malignen Erkrankungen.

Der sehr differenzierte Einfluss von Vitamin D wird in anschaulichen Zeichnungen und Beschreibungen dargestellt und erörtert.

Auch Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose sowie neurodermale Erkrankungen wie Psoriasis und Neurodermitis können durch Vitamin D präventiv beeinflusst werden. Vitamin D spielt ebenso für degenerative Knochenerkrankungen, rheumatische Gelenkerkrankungen und chronische Schmerzzustände eine bedeutsame Rolle.

Von großem Wert ist das von den Autoren neu zusammengefasste, klar und übersichtlich gestaltete Kapitel zur Vitamin-D-Diagnostik und -Substitution. Wichtige essenzielle Botschaften sind: Nur das 25-OH-Vitamin D (Calcidiol) im Serum ist für die adäquate Versorgung entscheidend. Genau definiert sind die Untergrenze (bei 30 ng/ml), Idealwerte (40–60 ng/ml), der Referenzbereich (30–100 ng/ml), die Beachtung von Sonderfällen. Der Wirkspiegel stellt die effektivste Kontrolle der Substitution dar, wobei täglich 4000–6000 I.E. zur Deckung des Tagesbedarfs erforderlich sind. Das Kapitel der Substitution ist klar, praktisch und dennoch differenziert und informativ beschrieben, insbesondere hinsichtlich Dosierung, Aufsättigung bei Defiziten sowie der Wahl der verfügbaren Vitamin-D-Form (Colecalciferol, Ergocalciferol).

Als Fazit des Vitamin-D-TÜV, also der notwendigen Monitoring-Untersuchung, zur Überprüfung der Vitamin-D-Gesundheit, muss betont werden, dass die Tagesdosis von Vitamin D meist zu niedrig gewählt wird und deutlich höhere Tagesmengen, insbesondere in der sonnenarmen Jahreszeit, notwendig sind, um präventive Vitamin-D-Spiegel zu erreichen.

Ein übersichtliches Update mit einer Tabelle über die Wechselwirkungen von unterschiedlichen pharmazeutischen Wirkstoffen mit Vitamin D sowie ein ausführliches Glossar mit einer verständlichen Erklärung der unterschiedlich verwendeten Termini technici sowie die notwendige Literaturliste der in den unterschiedlichen Texten verwendeten wissenschaftlichen Publikationen gehören selbstverständlich dazu.



Publication History

Article published online:
13 July 2020

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Stuttgart · New York