Zusammenfassung
Hintergrund Im Rahmen des Qualitätsmanagements nehmen vom Patienten subjektiv beantwortete Feedbackfragebögen
(PROMs) an Bedeutung zu. Verschiedene PROMs und klinische Fragebögen stehen dem Untersucher
zur Beurteilung der Schulterfunktion nach proximaler Humerusfraktur (PHFx) zur Verfügung.
In Europa gehören neben dem Constant-Murley-Score (CS) der Neer-Score (NS), der Oxford-Shoulder-Score
(OSS), der University of California at Los Angeles Score (UCLA) und der Disabilities
of the Arm, Shoulder and Hands Score (DASH) dazu. Darüber hinaus kann die gesundheitsbezogene
Lebensqualität durch die PROMs Short Form 36 (SF-36) und EuroQol (EQ-5D) eingeschätzt
werden. Obwohl all diese Testinstrumente die Schulterfunktion beurteilen, variieren
die objektiv und subjektiv zu beantwortenden Komponenten und somit die Möglichkeit
zur eigenständigen Beantwortung. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Übereinstimmung
der Ergebnisse der unterschiedlichen PROMs und der klinischen
Fragebögen miteinander zu vergleichen.
Methode In die Studie wurden 76 Patienten eingeschlossen, die zwischen 01/2001 und 12/2005
bei einer proximalen Humerusfraktur mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese
versorgt wurden. Das Ergebnis wurde mit den PROMs bzw. klinischen Fragebögen CS, NS,
OSS, UCLA, DASH, SF-36 und EQ-5D bewertet und ein Korrelationskoeffizient errechnet.
Zusätzlich wurde beim CS zwischen den 2 Kraftmessmethoden (Handgelenk [HG] vs. Deltamuskel
[DM]) unterschieden.
Ergebnisse Die Korrelation der Ergebnisse von CS und NS (HG: r = 0,85; p < 0,001/DM: r = 0,93;
p < 0,001), CS und UCLA (HG: r = 0,83; p < 0,001/DM: r = 0,86; p < 0,001), NS und
UCLA (r = 0,91; p < 0,001) sowie DASH und OSS (r = 0,88; p < 0,001) zeigte sich stark
ausgeprägt. Eine gute Vergleichbarkeit der Ergebnisse konnten wir zwischen CS und
OSS (HG: r = 0,63; p < 0,001/DM: r = 0,66; p < 0,001) und zwischen CS und DASH (HG:
r = 0,62; p < 0,001/DM: r = 0,61; p < 0,001) nachweisen. Ebenfalls gut zeigte sich
die Korrelation des CS (HG/DM) und UCLA mit dem EQ-5D-Index. Die Beurteilung der körperlichen
Leistungsfähigkeit des SF-36 korrelierte moderat bis stark mit dem CS, NS, OSS, UCLA
und DASH, während die mentalen Komponenten des SF-36 eine schwache Korrelation zeigten
(p > 0,05).
Schlussfolgerung Die Beurteilung der Schulterfunktion nach proximaler Humerusfraktur zeigte eine sehr
starke Korrelation innerhalb der klinischen Fragebögen (CS/NS/UCLA) bzw. der PROMs
(OSS/DASH). Eine starke Korrelation bestand zudem zwischen den klinischen Fragebögen
und den PROMs. Die Korrelation mit dem EQ-5D zeigte sich moderat. Die moderate bis
starke Korrelation zwischen den physischen Komponenten, bei nahezu unabhängiger Korrelation
zwischen den mentalen Komponenten des SF-36, zeigt, dass die Einschränkung der Lebensqualität
in unserer Kohorte auf einer physischen, nicht jedoch auf einer psychischen Beeinträchtigung
beruht.
Schlüsselwörter Beurteilung der Schulterfunktion - Patient-reported Outcome Measures (PROMs) - klinische
Fragebögen - proximale Humerusfraktur (PHFx)