ZUSAMMENFASSUNG
Unter immunsuppressiver Therapie besteht ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko nach
Nierentransplantation (NTx), insbesondere für virale Infektionen. Bereits vor einer
geplanten NTx sollte auf einen aktuellen Impfstatus geachtet werden, da nach einer
Transplantation unter immunsuppressiver Therapie einerseits Lebendimpfstoffe nicht
mehr gegeben werden dürfen und andererseits eine adäquate Impfantwort schwieriger
zu erreichen ist. Die saisonale Influenzaimpfung kann bereits einen Monat nach Transplantation
gegeben werden, für alle anderen Impfungen wird ein Abwarten von 3–6 Monaten empfohlen.
Eine prophylaktische Therapie kann das Auftreten bestimmter Infektionen effektiv verhindern.
Nach NTx sollte für die ersten 6 Monate eine PjP-Prophylaxe (PjP: Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie)
mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol verabreicht werden. Eine CMV-Prophylaxe (CMV: Zytomegalievirus)
mit Valganciclovir erfolgt in Abhängigkeit vom Sero-Status von Empfänger und Spender
i. d. R. für 3 bzw. 6 Monate. Im Falle einer Infektion kann in Abhängigkeit vom Schweregrad
der Antimetabolit (meist MMF: Mycophenolatmofetil) dosishalbiert oder pausiert werden,
jedoch ist dies mit einem erhöhten Rejektionsrisiko verbunden. Insbesondere bei Infektionen
mit CMV und BKV (Polyomavirus BK) kann anstelle von MMF ein mTOR-Inhibitor (mTOR:
„mechanistic target of rapamycin“) eingesetzt werden in Kombination mit einem niedrigdosierten
Calcineurininhibitor (CNI). Bei einer COVID-19-Erkrankung (COVID-19: Coronavirus Disease
2019) nach NTx sollte wie bei anderen Infektionen in einer Kombinationstherapie zunächst
der Antimetabolit bzw. der mTOR-Inhibitor dosisreduziert oder pausiert werden. Ein
Absetzen des CNIs bei COVID-19 erscheint aus unserer Sicht nicht regelhaft indiziert,
sondern bleibt schweren Verläufen im Einzelfall vorbehalten. Im Falle einer antiviralen
Therapie bei COVID-19 muss immer an mögliche Interaktionen mit den Immunsuppressiva
(v. a. mit CNI und mTOR-Inhibitoren) gedacht werden.