Zahnmedizin up2date 2020; 14(03): 255-264
DOI: 10.1055/a-1166-1273
Kieferorthopädie

Wurzelresorptionen permanenter Zähne im Kindes- und Jugendalter

Christian Hirsch

Im Unterschied zur physiologischen Resorption der Milchzähne stellt die Resorption permanenter Zähne immer einen pathologischen Prozess dar, der oft zum Verlust der betroffenen Zähne führt. Das Ausmaß des Phänomens ist nicht genau bekannt, da es sich bei Berichten in der Literatur meist um einzelne Kasuistiken handelt und systematische radiologische Studien nicht existieren. Für den Praktiker ist die wesentliche Frage die Abschätzung der Prognose für die betroffenen Zähne.

Kernaussagen
  • Wurzelresorptionen an permanenten Zähnen haben vielfältige Ursachen. Durch Resorptionen werden vorhandene Hartgewebe unplanmäßig zerstört.

  • Durch therapeutische Interventionen lässt sich eine Progredienz verzögern oder sogar verhindern.

  • Häufiger sind im klinischen Alltag die externen Formen der Resorption.

  • Eine Prognose für die betroffenen Zähne ist wegen der oft unklaren und vielschichtigen Ätiologie der Resorptionen, des indifferenten klinischen Erscheinungsbildes und der meist fehlenden Abgrenzung zu Fehlbildungen schwierig zu beantworten.

  • Wirklich eindeutig kann eine Resorption nur im Verlauf nachgewiesen werden.

  • Differenziert werden die Resorptionen in infektions- oder traumatisch bedingte Ursachen sowie topografische Faktoren.

  • Ob es einen Zusammenhang zwischen Resorptionen und kieferorthopädischen Behandlungen gibt, ist nicht erwiesen.

  • Meist ist die Entdeckung von Resorptionen ein radiologischer Zufallsbefund, gelegentlich fallen die Zähne klinisch durch pathologische und meist plötzlich einsetzende Lockerung auf.

  • Der Vorteil von Resorptionen im Kindes- und Jugendalter besteht darin, dass die Wurzelentwicklung im Zuge des Zahnwechsels unmittelbar stattfindet und sich hier Störungen ohne größeren Zeitverzug feststellen lassen.

  • Dennoch ist im Kindes- und Jugendalter eine generalisierte Aussage darüber, ob betroffene Zähne zu entfernen bzw. längstmöglich zu erhalten seien, grundsätzlich nicht möglich.

  • Es fehlen biologisch unterlegte Konzepte, wie die durch unbekannte Faktoren ausgelöste erhöhte Osteoklastentätigkeit an Zahnwurzeln gebremst werden könnte.



Publication History

Article published online:
16 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
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