Endo-Praxis 2020; 36(03): 126
DOI: 10.1055/a-1162-1028
10 Fragen an …

Für mich – der schönste Beruf, den es gibt

10 Fragen an Dieter Schilling
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1. Was hat Sie in die Endoskopie geführt?

Ein Assistenzarzt in einer Klinik, in der ich 1986 famuliert habe, hat davon geschwärmt, wie Endoskopie die Operationen verdrängen kann und wie sinnvoll weniger Invasivität ist. Das hat mich bestärkt, mein Innere Tertial im PJ in der Gastroenterologie mit endoskopischem Fokus zu verbringen.

2. Wer oder was hat Sie in Ihrer Berufslaufbahn am meisten beeinflusst?

Das war eindeutig Jürgen Riemann, mein erster und letztlich auch einziger Chef. Uns verbindet ein Verhältnis, das ich mittlerweile als freundschaftlich väterlich bezeichnen kann mit all den Konflikten, die in einem Vater-Sohn-Verhältnis enthalten sind. Es gab harte Phasen in dieser Beziehung, aber auch sehr fruchtbare und versöhnliche Phasen. Klarheit, Zuverlässigkeit, die er auch von anderen einfordert, Konsequenz, Kondition beim Bohren dicker Bretter, Fordern und Fördern, das sind die Eigenschaften, die ich mittlerweile sehr schätze und bestimmt auch schon lange unmerklich in meinen Führungsstil übernommen habe.

3. Wie beginnen Sie Ihren Arbeitstag?

Im Sommer sehr gern mit einer Radtour in die Klinik. Dann nicht, wie die meisten Kollegen mit der Frühbesprechung, weil aus meiner Sicht nirgends mehr geschwindelt wird als in einer Frühbesprechung. Ich bespreche die Patienten des Tages zur Mittagszeit mit meinem Team.Ich trinke am Schreibtisch eine Tasse Kaffee und lese die lokale Zeitung, um auch als Ärztlicher Direktor informiert zu sein, was in der Stadt passiert.

4. Was kann Sie auf der Arbeit so richtig auf die Palme bringen?

Das sind schlechte Anamnesen und unzureichende Dokumentation, die endoskopische Diagnose vom Tonsillen- oder tiefsitzendem Rektumkarzinom, weil die körperliche Untersuchung nicht erfolgte.

5. Welches Gerät müsste man mal erfinden?

Ein Gerät, das Bilder dort gerade an die Wand hängt, wo ich sie gerne hätte. Auch ein Umhängen nach einer Weile sollte auf Knopfdruck geschehen.

6. Mit wem würden Sie gern einen Tag den Arbeitsplatz tauschen?

Mit jedem Mitarbeiter in der Klinik im Sinne einer Perspektivenerhellung. Wenn ich das umsetzen würde, bliebe mir für die restliche Berufszeit als Chefarzt nicht mehr so viel Zeit übrig!

7. Was war der mutigste Moment in Ihrem Leben?

Ehrlich gesagt habe ich das glaube ich gerade hinter mich gebracht, den mutigsten Moment in meinem Leben. Den extrem weit fortgeschrittenen Versuch, nochmal etwas ganz Neues anzufangen, abzubrechen aus sehr persönlichen Gründen.

8. Mit welcher Person der Weltgeschichte würden Sie gern einen Kaffee trinken?

Da fällt mir spontan Willy Brandt ein, dessen Ostpolitik mich als gerade politisch interessierter Jugendlicher fasziniert hat und zu dem klassischen, aus meiner Sicht aber konstruktiven (konservativen) Vater-Sohn-Konflikt in den 70ern geführt hat. Glücklicherweise mussten wir die gegenseitige Anerkennung zweier deutschen Staaten nicht langfristig erleben.

9. Welche Gabe würden Sie gerne besitzen?

Wenn ich meine nähere Umgebung genau analysiere, so sollte ich besser zuhören können und nicht immer so rasch ins Wort fallen. Manchmal auch nicht so auf meine Meinung beharren und geduldiger werden.

10. Welchen Wunsch möchten Sie sich in Zukunft erfüllen?

Da bin ich ganz unbescheiden: ich möchte gesund bleiben und weiter in dem trotz Dokumentationswahnsinn schönsten Beruf, den es gibt, arbeiten. Gleichzeitig möchte ich aber auch mit der Zusammenführung der beiden kirchlichen Kliniken in Mannheim medizinische Versorgung mitgestalten.

Die Fragen stellte Ute Pfeifer.

Zur Person

Herr Prof. Dr. med. Dieter Schilling ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik 2 am Diakonissenkrankenhaus Mannheim und ab 1.10.2020 Ärztlicher Direktor am Theresienkrankenhaus Mannheim, beides Kliniken der BBT Gruppe.



Publication History

Article published online:
12 August 2020

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