Gesundheitswesen 2020; 82(05): 389-391
DOI: 10.1055/a-1160-5770
Zur Diskussion
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bevölkerungsbezogene psychische Gesundheit als Schlüsselfaktor im Umgang mit COVID-19

Public Mental Health as One of the Key Factors in Dealing with COVID-19
Omar Hahad
1   Zentrum für Kardiologie – Kardiologie I, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Rhein-Main, Mainz
,
Donya A Gilan
3   Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR), Mainz
4   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
Andreas Daiber
1   Zentrum für Kardiologie – Kardiologie I, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Rhein-Main, Mainz
,
Thomas Münzel
1   Zentrum für Kardiologie – Kardiologie I, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
2   Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Rhein-Main, Mainz
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. April 2020 (online)

Zusammenfassung

Ziel Das Ziel des Beitrages besteht darin, auf die bedeutsame Rolle der Prävention und Reduktion der psychischen Belastungen in der Allgemeinbevölkerung und in sensiblen Gruppen im Rahmen der Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) -Pandemie hinzuweisen.

Methodik Der vorliegende Beitrag umfasst die Analyse und Bewertung von Studien und Empfehlungen von Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die bevölkerungsbezogenen psychischen Auswirkungen von Epi-/Pandemien und deren Einfluss auf den weiteren Verlauf untersucht haben.

Ergebnisse Angstbedingte Verhaltensweisen können sich negativ auf den Verlauf von Epidemien auswirken. Im Rahmen vergangener Ausbrüche von Infektionskrankheiten (Ebola- und Zika-Virus) konnte ermittelt werden, dass maladaptive Verhaltensweisen, bedingt durch erhöhte psychische Belastungen und Ängste, die Implementierung von Behandlungsstrategien und -maßnahmen beeinträchtigen und zu einer stärkeren Ausbreitung beitragen können. Hierbei können Strategien im Umgang mit Infektionskrankheiten, die Verdrängung und Unterdrückung von Ängsten beinhalten, einen Teufelskreis auslösen, wobei Ängste und Verdrängung sich gegenseitig verstärken.

Schlussfolgerungen Die COVID-19-Pandemie stellt eine immense Herausforderung mit noch ungewissem Ausgang für Regierungen, Gesundheitssysteme und Menschen dar, die mit erheblichen Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit in der Bevölkerung verbunden ist. Im Einklang mit Empfehlungen der WHO sollten nationale Leitlinien und präventive Maßnahmen die psychischen Auswirkungen, die Akzeptanz und Normalisierung von Ängsten und die Förderung von Resilienz in der Bevölkerung im Umgang mit COVID-19 umfassen, um einer weiteren Ausbreitung entgegenwirken zu können.

Abstract

Aim The aim of the article is to point out the important role of prevention and reduction of mental stress in the general population and in sensitive groups in the context of the coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic.

Methods This article includes the analysis and evaluation of studies and recommendations from organizations such as the World Health Organization (WHO) that have examined the psychological consequences of epidemics/pandemics on people and their impact on the further course.

Results Fear-related behaviors can adversely affect the course of epidemics. Past outbreaks of infectious diseases (Ebola and Zika virus) have shown that maladaptive behavior, related to increased psychological stress and anxiety, can interfere with the implementation of treatment strategies and actions and can contribute to a further spread. Hereby, strategies for dealing with infectious diseases, that include the suppression of fear, can trigger a vicious circle in which fear and suppression mutually reinforce each other.

Conclusion The COVID-19 pandemic poses an immense challenge to governments, health systems and people, with an uncertain outcome, which is associated with a significant burden of mental health in the population. In line with WHO recommendations, national guidelines and preventive measures should include the psychological consequences, the acceptance and normalization of fears and the promotion of resilience in the population in dealing with COVID-19 in order to counteract a further spread.