PPH 2020; 26(04): 207
DOI: 10.1055/a-1160-3182
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27 July 2020 (online)

Psychosomatische Betreuung Geflüchteter trägt entscheidend zur Integration bei

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.

Derzeit leben rund 1,3 Millionen Geflüchtete in der Bundesrepublik. Wie gut sie in Deutschland integriert sind, hängt von vielen Faktoren ab – angefangen bei der Herkunft und erlebten Traumata über die psychosomatische Versorgung bis hin zu individuellen Eigenschaften und Erfahrungen im Ankunftsland.

Seit Jahren macht die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) darauf aufmerksam, dass Geflüchtete intensive psychosomatische Betreuung und klare Aufenthaltsverhältnisse benötigen, damit eine erfolgreiche Integration in Deutschland gelingen kann. Eine Studie der psychosomatischen Abteilung des Universitätsklinikums in Erlangen belegt nun, dass 35 Prozent der syrischen Geflüchteten mit Aufenthaltserlaubnis inzwischen den Weg in die Arbeitstätigkeit finden. Erst mit der Sicherheit einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis könne eine, sofern notwendig, zielführende psychosomatische Betreuung und Eingliederung in die Gesellschaft vorangebracht werden. Die Studie habe zudem gezeigt, dass die psychische Belastung von Geflüchteten wesentlich durch die Anzahl der erlebten Traumatisierungen im Heimatland sowie durch die wahrgenommene Diskriminierung durch ihre soziale Umgebung in Deutschland bestimmt werde.

Wie individuell angepasste Hilfe aussehen kann, zeigten Forscher der Universität Leipzig: Sie entwickeln eine Selbsthilfe-App für traumatisierte syrische Flüchtlinge in Deutschland. Die arabischsprachige App mit verhaltenstherapeutischen Elementen soll bei der Bewältigung von traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrungen helfen. Geplant ist, dass die App ab 2020 für digitale Endgeräte wie Smartphones kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann.