Zeitschrift für Phytotherapie 2020; 41(04): 188-189
DOI: 10.1055/a-1150-9351
Forschung kompakt

Können zwei TCM-Drogen die Ausdauer verbessern?

Liao YH, Chao YC, Sim BY et al. Rhodiola / Cordyceps- based herbal supplement promotes endurance training-improved body composition but not oxidative stress and metabolic biomarkers: a preliminary randomized controlled study. Nutrients 2019; 11: 2357. doi:10.3390/nu11102357

Eine taiwanische Forschergruppe untersuchte in einer Pilotstudie den Einfluss eines Kombinationsproduktes mit Rhodiola crenulata und dem Pilz Cordyceps sinensis (RC) auf die Trainings-verbesserte Körperzusammensetzung. Die 14 Teilnehmer nahmen an einem Ausdauertraining über 8 Wochen teil und erhielten 20 mg/kg/d der Kombination im Verhältnis Rhodiola : Cordyceps = 6 : 4.

Die Rationale der Kombination wird in der Einleitung dargestellt: Rhodiola verbessere den Zucker- und Fettstoffwechsel und könne somit „metabolic derangements“ lindern. Cordyceps verbessere die Blutdruckregulation über NO-Freisetzung, erhöhe den Sauerstoffaustausch und die Ausdauer-Performance. Die Kombination beider Drogen sei noch nicht richtig verstanden. Es wird auf 2 frühere Studien zum kurzfristigen Ausdauertraining mit dieser Kombination (2000 mg/d) hingewiesen.

Unter Methoden wird die Aufteilung der gesunden Probanden in 2 Gruppen dargestellt. Eine Stratifizierung erfolgte nach Gewicht, maximaler Sauerstoffaufnahme bei einem beschriebenen Belastungsprocedere und Geschlecht.

Für das Präparat werden Analysen angegeben, die aus einem Stabilitätstest abgeleitet zu sein scheinen. Als Hauptwirkstoffe werden genannt: Salidrosid aus Rhodiola (1,43 %) sowie Uridin (0,31 %), Guanosin (0,49 %), Adenosin (0,39 %) und Polysaccharide (10,2 %) aus Cordyceps.

Die Erhebung verschiedener Funktionsparameter und etlicher Laborparameter wird detailliert beschrieben. Die statische Planung hingegen fällt sehr knapp aus: Es werden keinerlei Fokussierungen auf primäre Zielparameter vorgenommen. Ein Shapiro-Wilk-Test ist zur Prüfung auf Normalverteilung vor der statistischen Auswertung vorgesehen, die ausschließlich mit t-Tests geplant ist. Verteilungsfreie Tests sind nicht vorgesehen, was bei der hohen Wahrscheinlichkeit von fehlender Normalverteilung bei so kleinen Gruppen (n = 7) sehr verwundert.

Im Ergebnis zeigen sich bei der Körperzusammensetzung in der Placebogruppe keine signifikanten Veränderungen, unter Verum zeigen sich signifikante Senkungen bei Körpergewicht, BMI und relativem Fettanteil sowie der Fettmasse der oberen Extremität und des Stammes. Eine signifikante Muskelmassezunahme ergab sich nur für die untere Extremität. Gruppenunterschiede ergeben sich zunächst nicht. Die grafische Darstellung der einzelnen Messwerte bestätigt diese Darstellung [Abb. 1].

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Abb. 1 (= Figure 3 aus der Originalarbeit). Changes in the body composition between the placebo and RC groups after eight weeks of intervention. The RC group showed lower body weight, BMI (A) and upper limb adipose tissue (B) after intervention. Compared to the placebo group, the RC group showed higher muscle mass in the lower limb (C) after treatment. BW: Body weight; BMI: Body mass index; % BF: Percentage of fat mass. Open blue circle: PLA group; Open red circle: RC group (Figure 3A). Blue open triangle / diamond: Left / right arm and leg in PLA; Blue solid circle: Upper limb / Lower limb (sum of left + right arm / leg in PLA). Red open triangle / diamond: Left / right arm and leg in RC; Red solid circle: Upper limb / Lower limb (sum of left + right arm / leg in RC) (Figure 3B, C). * denotes the significant difference between the placebo and RC groups (p < 0.05). Values are expressed as the mean ± S.E.M.

Damit geben sich die Autoren aber nicht zufrieden und greifen in die Trickkiste: Sie stellen folgendes Verhältnis auf: (upper limb / lower limb (sum of left + right arm / leg), beziehen das auf die Unterschiede prä/post und erhalten nun einige signifikante Gruppenunterschiede (Teilabbildungen B und C)!

Bei den Parametern der Leistung und des oxidativen Stresses sowie dem Stoffwechsel zeigen sich teilweise unter Placebo und unter Verum signifikante Verbesserungen – bei überwiegend parallelen Verläufen. In der Diskussion werden diese Veränderungen dem Training über 8 Wochen zugeschrieben.

Die Ergebnisse auf die Körperzusammensetzung werden dem Supplement zugeschrieben – und in einen Vergleich zu früheren Studien über kürzere Verläufe gestellt. Nur am Schluss gehen die Autoren knapp auf die geringe Teilnehmerzahl und die Möglichkeit eines Typ-II-Fehlers ein. Ansonsten wird in der Schlussfolgerung und im Abstrakt vollmundig die Verbesserung der Körperzusammensetzung als in der Verum-Gruppe nachgewiesen beansprucht.



Publication History

Article published online:
01 September 2020

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Stuttgart · New York