Diabetes aktuell 2020; 18(03): 85
DOI: 10.1055/a-1126-5160
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diabetes und Covid-19

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
› Author Affiliations
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Publication Date:
15 May 2020 (online)

Zum jetzigen Zeitpunkt, wenn wir das Editorial schreiben, denkt jeder an Corona. Zum Zeitpunkt aber, wenn diese Ausgabe mit dem Editorial erscheint, wird die Situation schon eine vollkommen andere sein. Wir sind vielleicht von den Ereignissen überrollt worden und bereuen, nicht strikter vorgegangen zu sein – oder auch das Gegenteil. Es ist daher hinfällig, das zum jetzigen Zeitpunkt zu diskutieren. Was uns in dem Kontext aber augenöffnend durch den Kopf geht, ist das Selbstmanagement, das in Deutschland in den ersten Tagen dieser Krise an den Tag gelegt wurde.

Es funktioniert tatsächlich, dass man sich im sozialen Leben zurücknimmt. Es funktioniert tatsächlich, dass Menschen mit Mundschutz und Handschuhen in den Supermarkt gehen. Es funktioniert tatsächlich, dass der eine den anderen darauf hinweist, wenn dieser weniger strikt mit den Rahmenbedingungen umgeht. Dafür hat es ausgereicht, dass die Kanzlerin im Fernsehen gesprochen hat, und dass es gesetzlich Beschränkungen gibt, die aber zum Teil nur milde geahndet werden. Es ist schon spannend zu sehen, wie diese Rahmenbedingungen dazu geführt haben, das Verhalten der Menschen in Deutschland zu ändern und sie zum Teil auch zu disziplinieren. Das Ganze ist zum größten Teil aus eigenem Antrieb geschehen.

Es wäre großartig, so etwas auch für das Selbstmanagement der Diabetespatienten zu haben. Die Klientel, die an den Komplikationen der Erkrankung leidet und verstirbt, ist bei Covid-19 und Typ-2-Diabetes sehr ähnlich. Es sind die älteren, multimorbiden Patienten. Wir möchten jetzt nicht die Bedeutung beider Erkrankungen miteinander vergleichen und Mortalität und Morbidität gegeneinander aufrechnen. Aber es ist schon interessant, dass bei Covid-19 zumindest in den ersten Tagen eine Unterstützung, Solidarität und Aufmerksamkeit gegenüber unseren älteren Mitmenschen wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und alle einander unterstützen. Vielleicht lernen wir aus dieser Krise, dass das gleiche Verhalten auch für Menschen mit Diabetes mellitus wichtig ist: Einerseits für diese selbst in puncto Selbstmanagement, aber andererseits auch durch das soziale Umfeld in der Unterstützung von Menschen mit Diabetes, denn die Ergebnisse letztendlich aus beiden Situationen sind sehr ähnlich.