Aktuelle Kardiologie 2020; 9(02): 138-145
DOI: 10.1055/a-1125-5759
Kurzübersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Sportler-EKG

ECG Interpretation in Athletes
Christof Burgstahler
1   Sportmedizin Tübingen, Universitätsklinikum Tübingen
2   Interfakultäres Institut für Sport und körperliche Aktivität, Universität Tübingen
,
Jürgen Scharhag
3   Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport, Universität Wien, Österreich
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Publication Date:
22 April 2020 (online)

Zusammenfassung

Regelmäßige sportliche Aktivität führt zu funktionellen und auch strukturellen Anpassungen des Herz-Kreislauf-Systems, die sich in Veränderungen des Ruhe-EKGs widerspiegeln können. Im Rahmen einer sportmedizinischen Untersuchung wird die Durchführung eines Ruhe-EKGs zur Detektion potenziell lebensbedrohlicher kardialer Grunderkrankungen als obligate Untersuchung gefordert. Für die korrekte Interpretation des Sportler-EKGs ist es wichtig, zwischen typischen sportbedingten EKG-Veränderungen und atypischen oder ungewöhnlichen EKG-Veränderungen unterscheiden zu können, um einerseits unnötige weiterführende Diagnostik zu vermeiden, andererseits kardiale Grunderkrankungen zu erkennen. Eine Zwischenstellung haben hierbei Grenzbefunde („borderline“), die nur beim Auftreten von mindestens 2 Befunden dieser Kategorie bei Sporttreibenden weiter abgeklärt werden müssen. Diese Kurzübersicht fasst die wichtigsten Aussagen der 2017 publizierten „Internationalen Empfehlungen zur EKG-Interpretation bei Sportlern“ zusammen und geht auf Fallstricke in der praktischen Arbeit ein.

Abstract

Regular physical activity leads to functional and also structural adaptations of the cardiovascular system, which can be reflected in alterations of the resting ECG. Within the context of a sports medical examination, the registration of a resting ECG for the detection of potentially life-threatening cardiac disease is required as an obligatory examination. For the correct interpretation of the athleteʼs ECG, it is important to be able to distinguish between typical sports-related ECG changes and atypical or unusual ECG changes in order to avoid unnecessary further diagnostics on the one hand, and to detect underlying cardiac diseases on the other. Intermediate findings (“borderline”) have an in-between position, which only need to be further clarified if at least two findings of this category occur in athletes. This brief overview summarizes the most important statements of the “International recommendations for electrocardiographic interpretationen in athletes” published in 2017 and deals with pitfalls in everyday practice.

Was ist wichtig?

Sporttreibende können Veränderungen im Ruhe-EKG aufweisen, die in typische Grenzwertbefunde („borderline“) und atypische Veränderungen unterschieden werden. Bei asymptomatischen Athletinnen und Athleten müssen typische EKG-Veränderungen nicht weiter abgeklärt werden, während mehr als eine Borderline-Veränderung oder jede atypische Veränderung zum Ausschluss oder Nachweis einer kardialen Grunderkrankung eine weiterführende Diagnostik erfordern. Die Kenntnis der einzelnen Veränderungen ist für die Interpretation des Sportler-EKGs unabdingbar, um einerseits unnötige Zusatzdiagnostik zu vermeiden und andererseits potenziell bedrohliche kardiale Grunderkrankungen nicht zu übersehen.

 
  • Literatur

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