Zusammenfassung
Fragestellung Der Einfluss von Wirbelsäulenverletzungen auf das klinische Outcome beim schwerstverletzten
Patienten wird aktuell kontrovers diskutiert. Die meisten Studien untersuchen Patienten
mit einer posttraumatischen neurologischen Störung. Ziel dieser Studie war es daher,
schwerverletzte Patienten mit einer Wirbelsäulenverletzung ohne Neurologie auf das
klinische Outcome zu analysieren. Hierbei lag der Fokus auf der Frage, ob eine Wirbelsäulenverletzung
die Liegezeit auf der Intensivstation und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus als unabhängiger
Risikofaktor verlängert.
Material und Methoden Daten des TraumaRegister DGU® wurden retrospektiv ausgewertet. Einschlusskriterien waren: Injury Severity Score
≥ 16, primäre Aufnahme, Alter ≥ 16 Jahre, Zeitraum 2009 – 2016 und vollständige Daten
zu Liegezeit im Krankenhaus und auf der Intensivstation. Nach einer univariaten Analyse
im 1. Schritt wurden unabhängige Risikofaktoren für die Liegezeit auf einer Intensivstation
und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus mit einer multivariaten Regressionsanalyse
untersucht.
Ergebnisse 98 240 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. In diesem Kollektiv waren Patienten
mit einer Wirbelsäulenverletzung mit Abbreviated Injury Scale (AIS) 2 und 3 signifikant
jünger bis ca. 60 Jahre und als Ursachen kamen signifikant häufiger der Sturz aus
großer Höhe bzw. der Verkehrsunfall vor (Alter bis 60 Jahre: AISWirbelsäule 0: 58,4%, AISWirbelsäule 3: 65%; p < 0,001). Die multivariate Analyse zeigte, dass die Wirbelsäulenverletzung
ohne Neurologie ein unabhängiger Risikofaktor für eine verlängerte Liegezeit auf einer
Intensivstation (Odds Ratio: + 1,1 d) und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus (AIS
3: Odds Ratio: + 3,4 d) ist.
Schlussfolgerung Erstmals konnte gezeigt werden, dass eine Wirbelsäulenverletzung auch ohne initiale
Neurologie die Liegezeit auf einer Intensivstation und die Gesamtliegezeit im Krankenhaus
beim schwerstverletzten Patienten negativ beeinflusst und somit einen unabhängigen
Risikofaktor beim Schwerstverletzten darstellt.
Schlüsselwörter
Traumaregister - multivariate Regressionsanalyse - Outcome - Wirbelsäulenverletzungen
- Liegezeit im Krankenhaus