Zeitschrift für Phytotherapie 2020; 41(02): 52-54
DOI: 10.1055/a-1102-1662
Forschung

Pflanzliche Extrakte gegen virale Infektionen des oberen Rachenraumes

Gibt es rationalisierbare protektive Möglichkeiten?
Andreas Hensel
1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster
,
Verena Spiegler
1   Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Universität Münster
,
Karin Kraft
2   Lehrstuhl für Naturheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
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Coronaviren sind seit wenigen Wochen in aller Munde, Influenzaviren seit vielen Jahrzehnten eine Plage, Rhinoviren und der jährliche Schnupfen, Adenoviren, RSV-Viren und Bronchialerkrankungen - Viruspartikel machen uns in der Tat das Leben schwer. Antivirale Medikationen sind in einigen Fällen durchaus möglich und auch als einschlägige Therapien etabliert (z. B. gegen Influenza), allerdings – und das ist die schlechte Nachricht – gegen die meisten viralen Pathogene im Bereich des Rachens und der oberen Luftwege verfügen wir nicht über spezifisch wirksame Substanzen. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass es keine Möglichkeiten gäbe, sich zu schützen. So verfügen die behüllten Viren (z. B. Corona-, RSV- oder Influenzaviren) über eine Hülle aus einer Lipiddoppelschicht, die sich aus zellulären Membransystemen der Wirtszelle ableitet. Diese Virushüllen sind durch viele exogene Stoffe (z. B. Lösungsmittel, Detergentien, lipophile Stoffe wie z. B. ätherische Öle) relativ leicht angreifbar. In diese Lipidschicht sind häufig auch (Glyco-) Proteine eingelagert, die exponiert herausragen können. Diese Proteine sind in vielen Fällen für die hochspezifische Erkennung der jeweiligen Wirtszellen, den damit verbundenen physikalischen Interaktionen, der nachfolgenden Adhäsion und dadurch letztlich auch für die Invasion in die Wirtszelle verantwortlich. Bekannte Beispiele hierfür sind das Haemagglutinin der Influenzaviren oder die S-Proteine der Coronaviren. Die typische Eintrittspforte solcher Erreger über eine Tröpfcheninfektion ist der Nasen-Rachen-Raum. Die nachfolgende Besiedlung der Epithelien erfolgt bei Influenzaviren eher im Bronchialbereich, während z. B. Covid-19-Infektionen durch Interaktion der viralen Hüllproteine mit komplementären Bindungsstrukturen im Rachenbereich manifest werden.



Publication History

Article published online:
20 April 2020

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