Z Orthop Unfall 2021; 159(03): 288-297
DOI: 10.1055/a-1098-8894
Original Article/Originalarbeit

Gesundheitsbezogene Lebensqualität – ein unterschätztes Kriterium zur Bewertung des Behandlungserfolgs und der Indikationsstellung bei HTO: prospektive 6-Jahres-Ergebnisse

Article in several languages: English | deutsch
Moritz Herbst
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen
,
Umito Kuwashima
2   Joint Surgery Center, Yokosuka City Hospital, Yokosuka, Japan
,
Marc-Daniel Ahrend
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen
,
Boyko Guergov Gueorguiev
3   Biomedical Services, AO Research Institute Davos, Schweiz
,
Steffen Schröter
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen
,
Christoph Ihle
1   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen
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Zusammenfassung

Zielsetzung Die subjektive, gesundheitsbezogene Lebensqualität ist bei Patienten mit degenerativen Gelenkerkrankungen ein wichtiger Faktor für die Bewertung der Behandlungsqualität. Mittelfristige Ergebnisse nach Open-Wedge-HTO (HTO: high tibial osteotomy) sollen hier dargestellt und mit Werten zur Lebensqualität der Normalbevölkerung (SF-36) verglichen werden. Es sollen präoperative Ausgangswerte des SF-36 auf ihr Potenzial überprüft werden, als prädiktive Faktoren für einen Übergang in die Knieprothese zu fungieren.

Methodik 120 Patienten wurden vor und nach Open-Wedge-HTO prospektiv evaluiert. Zu 5 vordefinierten Erfassungszeitpunkten wurde der SF-36 zur Darstellung der subjektiven, gesundheitsbezogenen Lebensqualität erhoben und die Patienten nachuntersucht.

Ergebnisse 104 Patienten wurden bis zum letzten Nachuntersuchungszeitpunkt durchschnittlich 81,2 ± 11,3 Monate nach erfolgter Open-Wedge-HTO verfolgt (Nachuntersuchungsrate 86,7%). Es konnte insbesondere für die Subskalen der psychischen Gesundheit (BP, GH, V, MH) sowie für den psychischen Summenscore (MCS) 6 Jahre nach erfolgter Open-Wedge-HTO eine zur Normalbevölkerung vergleichbare subjektive Lebensqualität erreicht werden. Für die körperliche Gesundheit (PCS) zeigte sich eine signifikante Verbesserung zum präoperativen Ausgangswert. Neun der 104 evaluierten Patienten (8,7%) haben nach 50,1 ± 25,0 Monaten eine Prothese erhalten. Erniedrigte präoperative Werte der Subskalen „körperliche Funktionsfähigkeit“ (PF) und „körperliche Schmerzen“ (BP) wurden als Risikofaktor für den Übergang in eine Knieprothese identifiziert.

Schlussfolgerungen Mittelfristig sind sehr gute Behandlungsergebnisse nach Open-Wedge-HTO bei medial betonter Gonarthrose möglich. Die subjektive Lebensqualität erreicht teilweise Werte der Normalbevölkerung. Niedrige präoperative Werte der Subskalen „körperliche Funktionsfähigkeit“ und „körperliche Schmerzen“ stellen Risikofaktoren hinsichtlich eines Übergangs in die Knieprothese dar und sollten bereits bei der Indikationsstellung bedacht werden.



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Article published online:
27 February 2020

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