Z Gastroenterol 2020; 58(01): 90
DOI: 10.1055/a-1079-1043
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

bng beteiligt sich an MFA-Projekt der Stiftung LebensBlicke

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Januar 2020 (online)

Hausärzte sind als erste Ansprechpartner die Weichensteller in der Darmkrebs-Früherkennung. Mit dem seit 01.07.2019 geltenden Einladungsverfahren der Krankenkassen kommt auf die Hausärzte ein erhöhter Informationsbedarf zu, der hochwertige qualitätsgesicherte Konzepte erfordert, um den Beratungsbedarf zu decken. Die Stiftung LebensBlicke hatte deshalb 2017 bereits die Initiative ergriffen und alle Beteiligten zu einem Workshop eingeladen.

Unter namhaften Vertretern der Hausärzte, des Berufsverbandes der Medizinischen Fachangestellten, des Berufsverbandes der niedergelassenen Gastroenterologen, Kostenträgern und Vertretern der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und des Bundesgesundheitsministeriums bestand Konsens, dass Hausärzte eine zentrale Rolle in der Versorgung und Prävention spielen. Professionelle Kommunikation ist ein entscheidender Faktor in der Verbesserung der Vorsorgebemühungen.

Hausärzte können aufgrund der Arbeitsbelastung und -verdichtung nicht immer ausführliche Präventionsgespräche leisten. Deshalb wurde von allen Beteiligten begrüßt, dass medizinische Fachangestellte (MFA) Kompetenzen zur Information erwerben sollten, um die Hausärzte in ihrer Aufklärungs- und Beratungstätigkeit zu unterstützen. Erfahrungen dazu gibt es bereits aus der FAMKOL-Studie. Es fand sich darin eine signifikant höhere Akzeptanz bei individueller Beratung durch fortgebildete Pflegekräfte und MFA. Die Teilnahmerate an der Vorsorgekoloskopie stieg und war 2,7-fach höher als beim opportunistischen Koloskopie-Screening.

Auf dieser Grundlage wurde von allen Teilnehmern beschlossen, diese Erfahrungen in die Regelversorgung zu übertragen und medizinisches Assistenzpersonal im hausärztlichen Versorgungsbereich fortzubilden und zu qualifizieren. Aufklärung und Beratung von Patienten sind grundsätzlich eine Leistung, die der/die Arzt/Ärztin aufgrund der erforderlichen Fachkenntnis nur persönlich erbringen kann. Allerdings kann die Medizinische Fachangestellte unterstützend tätig werden, insbesondere bei der Vermittlung und Erläuterung standardisierter Informationsmaterialien, wie dies bei der Darmkrebs-Früherkennung der Fall ist.

Der/die Arzt/ Ärztin hat dabei sicherzustellen, dass der/die Mitarbeiter/-in aufgrund der beruflichen Qualifikationen oder allgemeinen Fähigkeiten und Kenntnisse für die Erbringung der delegierten Leistungen geeignet ist (Auswahlpflicht, Anleitungspflicht und Überwachungspflicht). Neben der Aufklärung durch die Ärztin/den Arzt soll dem Vorsorgeberechtigten in der hausärztlichen Praxis damit die Möglichkeit gegeben werden, durch eine fortgebildete, qualifizierte MFA weitere Informationen zur Darmkrebs-Früherkennung zu erhalten und eine informierte Entscheidung zu fällen. Die Teilnahmebereitschaft soll durch Fortbildung von MFA im hausärztlichen Versorgungsbereich gesteigert werden.

Eine qualifizierte Schulung für MFA fördert signifikant die Aufklärung und die Informationsmöglichkeiten der Versicherten. Es bestand Konsens, dass eine Honorierung dieser Tätigkeit erforderlich und eigentlich selbstverständlich ist. Es ist das Ziel, dass die Möglichkeiten der Darmkrebs-Früherkennung (iFOBT, Koloskopie) von mehr Personen genutzt werden und Risikogruppen, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, frühzeitig erkannt werden.

Auf dieser Grundlage wurde von der Arbeitsgruppe ein Fortbildungscurriculum entwickelt und es wurden die nötigen Ausbildungsmodule erstellt. Daran war der bng mit seiner fachlichen Expertise maßgeblich beteiligt. Nach ausführlicher Diskussion wurden in Nachfolge-Workshops der Stiftung LebensBlicke das Ausbildungscurriculum und die Fortbildungsmodule diskutiert und verabschiedet. Auf dieser Basis konnten dann im Oktober 2019 unter Beteiligung des bng Ausbilder des Berufsverbandes Medizinischer Fachangestellter geschult werden, sodass in Kürze bundesweit Fortbildungen angeboten werden können.

Parallel dazu wurden auf der practica 2019 am 23.10.2019 die ersten MFA fortgebildet und für die hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen wurde eine Informationsveranstaltung als Auftakt des Projekts angeboten. Prof. Dr. Riemann und PD Dr. Schmidt leiteten die Veranstaltungen, die Auftakt sind für zahlreiche weitere Informationsveranstaltungen für Hausärzte und MFA in den kommenden Monaten. Schon diese erste Veranstaltung zeigte, dass ein großer Informationsbedarf besteht und fortgebildete MFA Ärzte in den Praxen nachhaltig unterstützen können.

Auch vom Bundesgesundheitsminister J. Spahn wird dieses MFA-Projekt ausdrücklich unterstützt. Die von Prof. Riemann und der Stiftung LebensBlicke ins Leben gerufene Initiative wird vom bng mitgetragen. An der Umsetzung ist der bng aktiv beteiligt und sieht darin einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Darmkrebs-Früherkennung.