Laryngorhinootologie 2020; 99(02): 96-100
DOI: 10.1055/a-1076-9584
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Horizon-Scanning im Gesundheitswesen – wo steht Deutschland?

Horizon Scanning in Health Care: A German Perspective
Laura Krabbe
Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen
,
Barbara Buchberger
Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen
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Publication History

Publication Date:
05 February 2020 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Entscheidungsträger im Gesundheitswesen handeln in einem Umfeld, in dem Erwartungen steigen, neue nutzenbringende Technologien so schnell wie möglich verfügbar zu machen, Patienten vor gefährlichen oder unwirksamen Technologien zu schützen und im Zuge dessen die Diffusion einer Technologie zu be- oder entschleunigen. Horizon-Scanning (HS) ist ein Prozess, um frühzeitig einflussreiche neue und aufstrebende Technologien zu identifizieren und über deren potenzielle Auswirkungen auf das Gesundheitssystem zu informieren.

Ziel der Arbeit Darstellung der Methodik von HS, weltweit bestehender Aktivitäten und des Status quo in Deutschland.

Methodik Eine systematische Literaturrecherche wurde im April 2015 durchgeführt und durch Handsuchen ergänzt. Zudem erfolgte eine qualitative Befragung von Experten im deutschen Gesundheitssystem.

Ergebnisse Es konnten 27 formale HS-Systeme (HSS) weltweit identifiziert werden, von denen 18 dem „International Information Network on New and Emerging Health Technologies“ angegliedert sind. Im Wesentlichen werden dieselben Prozessschritte angewendet, können aber aufgrund unterschiedlicher Strukturen und Interessen der Gesundheitssysteme methodische Unterschiede aufweisen. In Deutschland existiert kein offizielles HSS. Die Befragung der Experten zeigte, dass zum Teil Unkenntnis herrscht und das Verständnis von HS variiert, grundsätzlich aber ein Bedarf zu bestehen scheint.

Schlussfolgerung Der systematische HS-Prozess kann an die Gegebenheiten und Ziele eines Gesundheitssystems angepasst werden und findet international Anklang. In Deutschland könnte HS dazu beitragen, Entscheidungsträgern und Interessengruppen frühzeitig Informationen zu verschaffen und sie bei ihren Entscheidungen zu unterstützen.

Abstract

Background Decision makers in health care act in an area in which expectations increase to make beneficial new technologies available as soon as possible, to protect patients from unsafe or ineffective technologies, and to expedite or decelerate technology diffusion. Horizon Scanning (HS) is a process to identify early new and emerging technologies and to inform about their potential consequences concerning the health care system.

Objectives Methods of HS, worldwide existing activities and the status quo in Germany are described.

Methods In April 2015, a systematic electronic search was conducted which was supplemented by hand searching. Additionally, a qualitative acquisition of German expert knowledge in health care was realized.

Results 27 formal HS systems (HSS) worldwide were identified of which 18 are current members of the “International Information Network on New and Emerging Health Technologies”. Essentially, the same process steps are applied but there may be differences in methods due to different structures and interests of the health care systems. There is no official HSS in Germany. The survey of experts revealed a lack of knowledge and a varying understanding of HS, but basically there seems to be a need for this.

Conclusions The systematic process of HS can be adapted to current circumstances and objectives of a specific health care system and has international acceptance. In Germany, it could enable decision makers and other stakeholders to have information early and thus support them in their decisions.