ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2020; 129(03): 57
DOI: 10.1055/a-1073-8827
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was ist schön?

Cornelia Gins
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2020 (online)

Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Neben Korrekturen an Lippen und Augen sind auch die Zähne im Fokus, wenn es um die vermeintliche Optimierung des Aussehens geht, und das schon sehr viel länger. Schaut man in die Historie, wurden schon etwa um 800 v. Chr. bizarre Brückenkonstruktionen entwickelt, um fehlende Zähne zu ersetzen. Doch galt es noch um 1800 als unschicklich, die Zähne zu zeigen, wie auf alten Bildern dokumentiert. Zusammengekniffene Lippen sorgten stets für einen mürrischen Gesichtsausdruck. Grund war indessen sicher nicht eine gesellschaftliche Konvention, sondern ein anderer: Die Zähne fehlten vor allem im Oberkiefer. Die Mundhygiene gilt ebenfalls als unverzichtbar, wenn es um Ästhetik geht. Ist auch nicht neu, Napoleon soll sich schon 1795 mit einer goldenen Zahnbürste die Zähne morgens und abends gereinigt haben. Übrigens soll die angeblich größte Zahnklinik 1930, wie kann es anders sein, in den USA in Philadelphia gestanden haben. In den 1930er-Jahren wurde auch ebenfalls in den USA die erste Nylonzahnbürste entwickelt. 1954 soll sogar die erste Zahnbehandlung unter Hypnose vorgenommen worden sein. Das Bemühen um Zähne, in welcher Form auch immer, war offensichtlich zu allen Zeiten für die Menschen ein Thema. Die rein kosmetische Komponente in Form von optischen Veränderungen des Aussehens, sei es durch Kieferorthopädie, Bleichen oder Anbringen von Veneers, hat erst im letzten Jahrzehnt einen Aufschwung erlebt und ist zu einem lukrativen Geschäftsmodell geworden. Die neuen technischen Möglichkeiten, vor allem die Materialien, haben maßgeblich zu dem Aufschwung beigetragen. Wer hätte sich im 19. Jahrhundert vorstellen können, dass Zähne aus dem Drucker oder aus der Fräsmaschine kommen.