Psychother Psychosom Med Psychol 2020; 70(08): 319-329
DOI: 10.1055/a-1068-9843
Originalarbeit

Burnout und Gratifikationskrisen im Längsschnitt bei Ärztinnen und Ärzten während der fachärztlichen Weiterbildung in Deutschland

Burnout and Gratification Crises in Female and Male Physicians during Postgraduate Medical Education in Germany – A Longitudinal Study
Rüya Daniela Kocalevent
1   Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Hans Pinnschmidt
2   Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Sarah Nehls
1   Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
1   Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Stephanie Siegert
1   Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Martin Scherer
1   Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Hendrik van den Bussche
1   Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Zusammenfassung

Mehrere Studien belegen den hohen beruflichen Stress von Ärzten und Ärztinnen bis hin zu Burnout-Symptomen. Untersucht In der vorliegenden Studie wurde das Belastungserleben von Ärzten und Ärztinnen im längsschnittlichen Verlauf der fachärztlichen Weiterbildung untersucht. Dazu wurde der Frage nachgegangen, wie sich das Burnouterleben unter Berücksichtigung von Gratifikationskrisen von Beginn bis zum Ende der Weiterbildung an innerhalb von 6 Jahren verändert und ob es jeweils einen Einfluss von Geschlecht und Elternstatus gibt. Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen der KarMed Studie. Eingesetzt wurden das Maslach Burnout Inventar (MBI-HSS (MP)) und der Effort-Reward-Imbalance Fragebogen (ERI). Die theoretischen Annahmen wurden in allgemeinen linearen Modellen und allgemeinen linearen gemischten Modellen mit Meßwiederholungsdesign statistisch überprüft. Es bestand ein hoher Zusammenhang zwischen dem Ausgangsniveau der Belastung zu Beginn der Weiterbildung und dem Belastungserleben zum Ende der Weiterbildung. Gratifikationskrisen hatten einen signifikanten Einfluss auf die Sub-Skala emotionale Erschöpfung des MBI, nicht aber auf die Subskalen persönliche Leistungsfähigkeit und Depersonalisation. Signifikante Zeiteffekte fanden sich auf allen 3 Sub-Skalen des MBI, mit signifikanten Geschlechtseffekten auf den Subskalen emotionale Erschöpfung und Depersonalistaion. Der Elternstatus weist unter Berücksichtigung der Burnout-Verlaufswerte und Gratifikationskrisen keinen signifikanten Einfluss auf das Burnouterleben auf. Die theoretischen Implikationen und die praktischen Konsequenzen für die Gesundheitsförderung von ÄrztInnen werden ebenso diskutiert wie die Begrenzungen der Untersuchung.

Abstract

Several studies have demonstrated high work related stress and burnout symptoms in physicians. The study examined the longitudinal relationships of burnout and gratification crisis during 6 years of postgraduate medical education, controlled for gender and parental status. Data acquisition was carried out within the KarMed-study. Administered were the Maslach Burnout Inventory (MBI-HSS (MP)) (MBI) and the Effort-Reward-Imbalance (ERI). The analyses focused on general linear models and general linear mixed models with repeated measure designs. The amount of burnout perceived at the beginning of the postgraduate medical education is highly associated with the perceived amount of burnout at the end. Gratification crisis were significant for one subscale of the MBI (emotional exhaustion), yet not for personal accomplishment nor depersonalization. Significant time effects were found on all 3 subscales of the MBI, with gender effects on the subscales emotional exaustion and depersonalization. Having kids did not have significant effects, controlled for all measurement points of burnout as well as for gratification crisis. Theoretical implications and practical consequences for doctors, as well as the limitations of the study, are discussed.

Ergänzendes Material



Publication History

Received: 14 January 2019

Accepted: 22 November 2019

Article published online:
17 January 2020

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