Journal Club AINS 2020; 09(01): 39-41
DOI: 10.1055/a-1068-1390
Journal Club

Die richtige Sauerstoffkonzentration – eine anspruchsvolle Herausforderung?

Wer kennt die Diskussion nicht: Wie hoch soll die inspiratorische Sauerstoffkonzentration für die Allgemeinanästhesie denn nun jetzt sein? Ein Thema, das immer wieder kontrovers diskutiert wird. Auf der einen Seite Sicherheitsfanatiker, die in einer hohen O2-Fraktion eine zusätzliche Reserve beim Management perioperativer Komplikationen für unsere Patienten sehen. Unterstützend die Aussagen der WHO basierend auf Metaanalysen und systematischen Reviews, die eine deutliche Reduktion von Wundinfektionen bei Anästhesieverfahren zeigen konnten, die mit einer FiO2 von 80 % durchgeführt wurden. Andererseits konnten Studien eine Steigerung der Mortalität nachweisen, wenn bei akuten Erkrankungen und Notfalloperationen hohe Sauerstoffkonzentrationen verwendet worden waren. Kritiker äußersten Skepsis bezüglich der WHO-Studien, da keine unerwünschten Ereignisse der hohen O2-Applikation ausgewertet worden waren.

Fazit

Die Anästhesie mit hoher FiO2-Fraktion ist sicher auf die untersuchten unerwünschten Ereignisse. Die Sauerstoffreserve könnte für die unerwünschten Ereignisse (Kreislaufstillstand, Lungenarterienembolie, Hirninfarkt) zumindest theoretisch betrachtet einen Vorteil bieten: Eine definitive Aussage hierzu lässt sich aufgrund der mangelnden Follow-Up Daten leider nicht treffen.
In vorwiegend tierexperimentellen Untersuchungen konnten durch hohe FiO2 (in der Regel 100 %) kardiale, pulmonale und vaskulär/neurologische Komplikationen gezeigt werden.
Ich denke wir sollten das Thema systematischer angehen, um eine wirklich valide Aussage zu dieser Fragestellung treffen zu können. Hierzu sind im Zeitalter moderner Anästhesie PDMS-Systeme vielleicht Register-Studien die richtige Wahl.



Publication History

Article published online:
20 March 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York