„Parole, parole, parole…“ sangen Mina und Alberto Lupo
1972 und beklagten in ihrem oft kopierten Lied die Nichtigkeit gesprochener Worte.
Vor allem in der Liebe – und v. a. dann an ihrem Ende. Ganz anders
der Jünger Johannes in der christlichen Überlieferung, der sein
Evangelium mit dem sehr anspruchsvollen Prolog beginnt: „Am Anfang war
das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“ (Johannes
1.1). Eine Verneigung vor den heiligen Worten heiliger Schriften in
jüdischer Tradition? Vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Im
Blick auf den griechischen Urtext, im dem dieses Evangelium verfasst wurde, begegnet
uns für „Wort“ denn auch die Bezeichnung
„Logos“ mit ihrem sehr weiten Bedeutungsfeld, das bis zu einem die
Welt durchwirkenden Vernunftprinzip reicht – und damit schon an das ewige
„Dharma“ asiatischer Weisheitsreligionen rührt. So sollte
man hier das Unübersetzbare vielleicht besser unübersetzt lassen.
Der Logos, das Wissen-schaffende, vernünftige Wort, begegnet uns ohnehin
inzwischen auch in unserer Umgangssprache als „logisch“, als Logik
oder als Wortbestandteil in Wissenschaftsbezeichnungen wie Soziologie, Psychologie
oder Anthropologie. In der nuancenreichen griechischen Sprache wird von Logos, dem
vernünftigen Wort, denn auch das erzählende Wort, Mythos,
unterschieden.