Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(06): 383
DOI: 10.1055/a-1038-7141
Kommentar
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen zur Ernährungstherapie im ambulanten und stationären Bereich – neue LEKuP

Hans Hauner
,
Olaf Adam
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Publication Date:
06 December 2019 (online)

Das deutsche Gesundheitssystem hat sich in den letzten 15 Jahren grundlegend verändert. Im stationären Sektor hat sich die mittlere Aufenthaltsdauer drastisch verkürzt und die Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen wurde vermehrt in den ambulanten Bereich verlagert. Gleichzeitig haben sich Ernährungsmedizin und Diätetik deutlich weiterentwickelt. Bei vielen Erkrankungen ergeben sich neue Anforderungen für die ernährungstherapeutische (Mit-)Betreuung.

Heute sind wissenschaftlich gesicherte Ernährungsempfehlungen die Grundlage, um ernährungsmitbedingte Erkrankungen und Ernährungsprobleme als Folge von Erkrankungen und Therapiemaßnahmen angemessen zu behandeln. Das zunehmende Alter und die Multimorbidität vieler Patienten erfordern zusätzlich Aufmerksamkeit, um Fehl- und Mangelernährung zu vermeiden und zu therapieren.

Der Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP) soll eine Orientierung für die Ernährungsberatung und -therapie im ambulanten und stationären Bereich liefern. Er richtet sich an Verantwortliche für die Patientenverpflegung, insbesondere Ernährungsfachkräfte, ernährungsmedizinisch tätige Ärztinnen und Ärzte, Träger von und Führungskräfte in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Verantwortliche in den Küchen, im Service, in der Therapie und in der Pflege.

Ziele des LEKuP sind es, im ambulanten und stationären Bereich für medizinische und Pflegeeinrichtungen

  • qualitative und quantitative Empfehlungen für die Ernährungstherapie zu geben,

  • als Grundlage für die Erstellung eines Verpflegungskatalogs zu dienen und

  • bei jeglicher Form der Speisenversorgung die Grundlage für das Leistungsverzeichnis bereitzustellen.

Die künstliche Ernährungstherapie, gekennzeichnet durch die Verwendung von oralen, bilanzierten Diäten sowie enteraler und parenteraler Ernährung, ist nicht Inhalt des LEKuP. Hierfür wird auf aktuelle Leitlinien wie die der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM, http://www.dgem.de/leitlinien) oder der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN, http://www.espen.org/guidelines-home) verwiesen.

Der LEKuP ersetzt das zuletzt im Jahr 2004 von der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM) herausgegebene Rationalisierungsschema und ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM) mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM), dem Berufsverband Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM), der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG), des Verbands der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD) und des Berufsverbands Oecotrophologie e. V. (VDOE). Unter der Federführung von Prof. Dr. Olaf Adam (München) und von Prof. Dr. Hans Hauner (München) haben die Beteiligten die aktuellen Leitlinien gesichtet und einen Konsens erarbeitet, welcher für die Ernährungsberatung und -therapie ein verlässliches Fundament für die tägliche Arbeit bildet.

Der LEKuP kann immer nur als Orientierung dienen, von dem in begründeten Einzelfällen auch abgewichen werden kann, und bedarf periodisch einer kritischen Durchsicht und Aktualisierung, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse angemessen zu berücksichtigen.

Hans Hauner und Olaf Adam für die LEKuP-Kommission