Zusammenfassung
Hintergrund Periprothetische Gelenkinfektionen (PPI) stellen eine der gefürchtetsten Revisionsindikationen
in der Kniegelenksendoprothetik dar. Die perkutane Zupfbiopsie der Synovia wird zur
Diagnostik unklarer Fälle chronisch schmerzhafter Kniegelenksendoprothesen regelmäßig
eingesetzt. Die genaue Zahl der als aseptisch klassifizierten Low-Grade-Infekte ist
dabei unklar.
Fragestellung Ziel dieser prospektiven Studie war der Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer
arthroskopisch kontrollierten und einer ungezielten Biopsieentnahme. Zudem erfolgte
die Bestimmung der Prävalenz zuvor unerkannter PPI im Rahmen der synovialen Zupfbiopsie
sowie des Prothesenwechsels.
Patienten/Methoden 40 Patienten mit chronisch schmerzhafter Kniegelenksendoprothese und Verdacht auf
eine PPI wurden in die Studie eingeschlossen. Die Zupfbiopsie wurde standardisiert
zunächst ohne und anschließend mit arthroskopisch-visueller Kontrolle durchgeführt
und jeweils 6 Proben gewonnen (5× Mikrobiologie, 1× Histologie). Bei 19 anschließend
als aseptisch klassifizierten Patienten erfolgte im Verlauf ein Prothesenwechsel.
Ergebnisse Im Rahmen der ungezielten Zupfbiopsie wurde in 10,0% (4 Fälle, 2× mikrobiologisch,
2× histologisch), im Rahmen der arthroskopischen in 7,5% (3 Fälle, 3× histologisch)
und durch mindestens eine der beiden Techniken in 12,5% die Diagnose einer PPI gestellt.
Lediglich die histopathologische Untersuchung führte unter Anwendung beider Techniken
zu konkordant positiven Befunden bei 2 Patienten. Der Anteil nicht repräsentativer
Gewebeproben war nach ungezielten Entnahmen doppelt so hoch wie nach arthroskopischer
(30,0 vs. 15,0%). Bei der mikrobiologischen Untersuchung gelang im Rahmen der arthroskopischen
Entnahme kein sicherer Erregernachweis, der essenziell für die Wahl einer resistenzgerechten
antibiotischen Therapie war. Im Rahmen des Prothesenwechsels wurden in 22,2% der Fälle
eine PPI diagnostiziert.
Schlussfolgerung Bei Patienten mit chronisch schmerzhafter Kniegelenksendoprothese zeigte sich in
einem relevanten Anteil der Fälle ein periprothetischer Low-Grade-Infekt. Daher sollte
bei klinischem Verdacht stets eine Zupfbiopsie zur histopathologischen und mikrobiologischen
Untersuchung erfolgen. Für die histopathologische Untersuchung sollten Biopsien unter
visueller Kontrolle und idealerweise mehrfach für die mikrobiologische Untersuchung
unter Verzicht auf eine ausgeprägte Gelenkspülung entnommen werden.
Schlüsselwörter
periprothetische Infektion - Arthroskopie - Knieendoprothese - minimalinvasiv