Geriatrie up2date 2020; 2(01): 47-67
DOI: 10.1055/a-1032-7017
Neurologie und Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Polyneuropathien im Alter

Melissa Held
,
Nurcan Üçeyler
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 January 2020 (online)

Polyneuropathien (PNP) zählen zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen des höheren Lebensalters. Durch Beeinträchtigung der Mobilität, Erhöhung des Sturzrisikos und neuropathische Schmerzen können sie die Lebensqualität der Patienten deutlich einschränken. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Ursachen und weil häufig mehrere potenzielle Auslöser vorliegen, ist die Diagnostik gerade in höherem Lebensalter schwierig und erfordert ein systematisches Vorgehen.

Kernaussagen
  • Polyneuropathien (PNP) gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen des höheren Lebensalters.

  • Auch im Alter kann eine PNP durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst sein, insbesondere die kausal behandelbaren autoimmunen Neuropathien treten hier häufiger auf. Gleichzeitig liegen nicht selten mehrere potenzielle Auslöser vor (Komorbiditäten, Polypharmazie).

  • Die Abklärung (insbesondere einer milden, nebenbefundlich diagnostizierten PNP) sollte sich primär auf häufige und behandelbare Ursachen fokussieren; je nach klinischem Bild und Verlauf werden weitere Untersuchungen (Genetik, Nervenbiopsie etc.) ergänzt.

  • In bis zu 25% aller Fälle kann die Ätiologie trotz ausführlicher Diagnostik nicht ausreichend geklärt werden. Die Patienten sollten in regelmäßigen Abständen klinisch und elektrophysiologisch verlaufskontrolliert werden; die symptomatische Therapie sollte optimiert werden.

  • Insbesondere eine kausale immunmodulierende Therapie kann durch Komorbiditäten und Polypharmazie erschwert sein und sollte im Idealfall durch spezialisierte Zentren eingeleitet bzw. supervidiert werden.

  • Die symptomatische multimodale Behandlung steht bei vielen PNP im Vordergrund und richtet sich nach den individuellen Einschränkungen: Erhalt der Mobilität, Reduktion eines Sturzrisikos und Linderung von neuropathischen Schmerzen stehen hier im Mittelpunkt.