Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2019; 51(04): 201-203
DOI: 10.1055/a-1030-2603
Forum – GfBK kommentiert
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Nach Antibiokagabe schlechteres Ansprechen auf Checkpoint-Inhibitoren

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Publication Date:
12 December 2019 (online)

Nach Antibiokagabe schlechteres Ansprechen auf Checkpoint-Inhibitoren

Pinato DJ, Howlett S, Ottaviani D et al. Association of prior antibiotic treatment with survival and response to immune checkpoint inhibitor therapy in patients with cancer. JAMA Oncol 2019. doi:10.1001/jamaoncol.2019.2785 [Epub ahead of print]

Eine prospektive, multizentrische Kohortenanalyse aus Großbritannien untersuchte, ob der Zeitpunkt einer Antibiotikatherapie Einfluss auf das Gesamtüberleben und das Ansprechen einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren nehmen kann.

In dieser Studie wurden 196 Krebspatienten mit überwiegend metastasierter Erkrankung, die mit Checkpoint-Inhibitoren (meist PD-1- und PD-L1-Inhibitoren) behandelt wurden, zwischen Januar 2015 und April 2018 untersucht. 119 der durchschnittlich 68-Jährigen waren an einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom erkrankt, 38 an einem Melanom und die restlichen Patienten an anderen Krebserkrankungen. 29 Patienten erhielten, meistens zur Behandlung von Infektionen der Atemwege, bis zu 30 Tage vor Beginn der Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor für maximal 7 Tage ein Antibiotikum (überwiegend Betalactam-Antibiotika). 68 Patienten erhielten parallel zum Checkpoint-Inhibitor ein Antibiotikum (39 davon Betalactam-Antibiotika).

In der Datenanalyse zeigte sich, dass die Wahl des Antibiotikums keinen Einfluss hatte, wohl aber der Zeitpunkt der Antibiotikagabe. Denn ein verringertes Gesamtüberleben zeigte sich nur bei den Patienten, die vor dem Therapiebeginn mit einem Checkpointinhibitor ein Antibiotikum erhalten hatten, nicht aber bei denen, die parallel oder nach der Therapie ein Antibiotikum erhielten.

Die Effekte waren sehr deutlich: Krebspatienten mit vorheriger Antibiotikatherapie überlebten nur 2 Monate, während das Gesamtüberleben ohne Antibiotikatherapie 26 Monate betrug. Bezüglich den einzelnen Tumorentitäten zeigten sich folgende Unterschiede: NSCLC 2,5 vs. 26 Monate; Melanom 3,9 vs. 14 Monate; andere Tumorarten 1,1 vs. 11 Monate. Außerdem sprachen nach vorangegangener Antibiotikagabe deutlich weniger Patienten auf die Checkpoint-Inhibitoren an (81 vs. 44%).

GfBK-Kommentar

Die Studie zeigt, dass eine Behandlung mit Breitbandantibiotika die Effektivität einer Krebsbehandlung mit Checkpoint-Inhibitoren verschlechtern kann, wenn Patienten im Vorfeld der Immuntherapie antibiotisch behandelt worden waren. Dies wurde bereits in einer anderen Studie untersucht, die zu ähnlichen Ergebnissen kam [1].

Die Autoren dieser aktuellen Studie vermuten, dass antibiotikabedingte Veränderungen des Mikrobioms eine geschwächte Immunantwort auslösen können, in dessen Folge es zu einem verringerten Ansprechen auf die Immuntherapien komme. Allerdings bedeutet Korrelation nicht immer Kausalität. Denn so könnte auch die schlechtere Immunabwehr vor der Antibiotikagabe zu einem schlechteren Ansprechen geführt haben. Dagegen spricht allerdings, dass weder das Krankheitsstadium noch der Zustand der Patienten Einfluss auf das Gesamtüberleben hatten.

Es wäre daher wünschenswert, wenn diese Ergebnisse dazu anregen können, den vielleicht auch manchmal unnötigen Einsatz von Antibiotika vor der Gabe von Checkpoint-Inhibitoren individuell zu überdenken. Ob und mit welchen Bakterien die Gabe von Probiotika zusätzlich hilfreich sein kann, ist allerdings noch nicht untersucht worden. Unabhängig davon leistet eine Umstellung der Ernährung in Richtung pflanzen- und ballaststoffreich aber sicher einen wichtigen Beitrag.

Literatur

[1] Derosa L, Hellmann MD, Spaziano M et al. Negative association of antibiotics on clinical activity of immune checkpoint inhibitors in patients with advanced renal cell and non-small-cell lung cancer. Ann Oncol 2018; 29: 1437–1444. doi:10.1093/annonc/mdy103


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  • Literatur

  • 3 Valli C, Rabassa M, Johnston BC. et al. for the NutriRECS Working Group Health-related values and preferences regarding meat consumption: a mixed-methods systematic review. Ann Intern Med 2019; DOI: 10.7326/M19-1326. [Epub ahead of print]
  • 4 Ornish D, Brown SE, Scherwitz LW. et al. Can lifestyle changes reverse coronary heart disease? The Lifestyle Heart Trial. Lancet 1990; 336: 129-133
  • 5 Han MA, Zeraatkar D, Guyatt GH. et al. Reduction of red and processed meat intake and cancer mortality and incidence: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. Ann Intern Med 2019; DOI: 10.7326/M19-0699. [Epub ahead of print]
  • 6 Zheng Y, Li Y, Satija A. et al. Association of changes in red meat consumption with total and cause specific mortality among US women and men: two prospective cohort studies. BMJ 2019; 365 DOI: l2110. doi:10.1136/bmj.l2110.