Zusammenfassung
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen
Nervensystems mit hoher Prävalenz. Mehrere Studien zeigen die deutlich erhöhte Häufigkeit
sowohl von Frakturen als auch einer Osteoporose bei MS-Erkrankten: So besteht ein
in mehreren Studien gezeigtes knapp 3-fach erhöhtes Hüftfrakturrisiko bei MS-Patienten,
die Prävalenz von Osteopenie und Osteoporoserate ist bis zu 10-fach gegenüber der
Normalbevölkerung erhöht. Der deutlichste Zusammenhang besteht zwischen dem Osteoporoserisiko
und -ausmaß und dem Grad der Immobilität, aber auch die entzündliche Krankheitspathologie
sowie Lebensstilfaktoren wie Vitamin D, Rauchen, sowie hormonelle Dysregulationen,
Begleiterkrankungen und Medikamente tragen grundsätzlich und kumulativ zum erhöhten
Osteoporose- und Frakturrisiko bei. Das deutlich erhöhte Osteoporose und Frakturrisiko
wird im klinischen Alltag von MS-Patienten nur selten thematisiert, obwohl schon früh
eine negative Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels vorliegt. Frakturrisiko und
Osteoporose sind daher eine bisher unterschätzte Problematik bei MS-Erkrankten, die
in einem präventiven Ansatz früh von den Behandlern thematisiert werden sollte. Ausgleich
einer Vitamin D-Defizienz und vor allem ein Erhalt der Mobilität sind die am besten
durch Daten belegten präventiven Maßnahmen zur Vermeidung einer fortschreitenden Osteoporose
und zur Reduktion des Frakturrisikos.
Abstract
Multiple sclerosis (MS) is a frequent debilitating chronic inflammatory autoimmune
disease of the central nervous system. Multiple studies report a significantly increased
prevalence of osteoporosis and fractures in MS patients: several studies show a 3-fold
increased risk of hip fractures in MS patients, the prevalence of osteopenia and osteoporosis
is reported to be 10-fold increased in comparison to the general population. The most
frequent correlation exists between osteoporosis and immobility. However, the inflammatory
etiology as well as life style factors like Vitamin D levels, smoking as well as hormonal
dysregulations, comorbidities and co-medication contribute to the increased risk of
osteoporosis and fractures in MS. The early presence of osteoporosis and its high
prevalence in MS is underestimated so far and should be considered in clinical routine
and communicated to patients. Due to the importance of preventive strategies, patients
and physicians should more often be aware of the high prevalence of osteoporosis in
MS. The most important preventive strategies for osteoporosis and fracture risk are
physical activity (or better sports) and substitution of insufficient Vitamin D serum
levels.
Schlüsselwörter
Multiple Sklerose - Osteoporose - Frakturen - Vitamin D
Key words
Multiple sclerosis - osteoporosis - fractures - vitamin D