Zusammenfassung
Die Depression geht mit einem erhöhten Frakturrisiko einher. Da Fragilitätsfrakturen
meist Folge eines Sturzes und/oder einer erhöhten Knochenbrüchigkeit sind, beschreibt
die Übersichtsarbeit, über welche Wege die Depression Sturzrisiko und Knochendichte
beeinflussen kann.
Patienten mit Depression haben ein um 50 % erhöhtes Sturzrisiko. Diskutierte Gründe
sind körperliche Inaktivität, Verlust der Muskelmasse und mit einer Depression einhergehende
und mit Stürzen assoziierte Gangstörungen. Zudem erhöhen Antidepressiva das Sturzrisiko
um ca. 70 %.
Bei Patienten mit Depression findet sich auch eine verminderte Knochendichte. Faktoren
wie körperliche Inaktivität, geringe Sonnenlichtexposition, Rauchen, Alkoholkonsum
und Untergewicht, von denen bekannt ist, dass sie einen negativen Einfluss auf die
Knochendichte haben, sind bei depressiven Personen häufiger anzutreffen. Zudem haben
die bei Depression beobachtete erhöhte sympathische Aktivität, pro-inflammatorische
Zytokine und erhöhte Serumkortisonwerte einen potentiell schädigenden Effekt auf den
Knochen. Ein direkt schädigender Effekt auf den Knochen wird für die Substanzklasse
der SSRIs diskutiert.
Die Beziehung zwischen Depression und Fraktur ist nicht unidirektional. Stürze und
Frakturen können ihrerseits zu Sturzangst und Depression führen.
Therapeutisch hat körperliches Training einen moderaten Effekt auf die depressive
Symptomatik. Für spezifische Sturzpräventionsprogramme konnte dies bisher nicht nachgewiesen
werden. Kognitiv-behaviorale Ansätze stehen zur Therapie der Sturzangst zur Verfügung.
Der Einsatz von Antidepressiva sollte auf mittelschwere und schwere Depressionen beschränkt
werden. Der Beginn sollte mit niedrigen Dosen erfolgen, Blutdruck und Elektrolyte
müssen kontrolliert werden. Trizyklische Antidepressiva sollten bei älteren Patienten
ganz vermieden werden.
Depression/Antidepressiva finden als Risikofaktoren in den DVO-Leitlinien Berücksichtigung.
Abstract
Depression is associated with an increased fracture risk. Most fragility fractures
are caused by a fall and/or a low bone mass density (BMD). Therefore, this overview
describes pathways by which depression may influence fall risk and BMD.
Fall risk is increased by 50 % in patients with depression. Physical inactivity, loss
of muscle mass, and with depression and falls associated gait disorders may contribute
to the observed fall risk. Furthermore, antidepressants increase fall risk by about
70 %.
Depression is also associated with lower BMD. Established risk factors for osteoporosis
like physical inactivity, low sun exposure, smoking, alcohol consumption are observed
more frequently in people with depression. In addition, an increased sympathetic nervous
system activity, pro-inflammatory markers and hypercortisolism are associated with
depression. SSRIs may have also deleterious effects on bone.
The relation between depression and fractures is not unidirectional. Falls and fractures
can be also the reason for fear of falling and depression.
As treatment physical training has only a moderate effect on depressive symptoms.
This has not been shown for specific fall prevention programs. Cognitive-behavioral
approaches are an option in people with an excessive fear of falling. The use of antidepressants
should be limited to moderate and severe depression. Starting dose should be low,
blood pressure and electrolytes should be monitored. Tricyclic antidepressants should
be avoided in older patients.
Depression/antidepressants as risk factors are considered in the German osteoporosis
guidelines which influence thresholds for screening and therapy.
Schlüsselwörter
Depression - Stürze - Osteoporose - Antidepressiva - Frakturen
Key words
Depression - falls - osteoporosis - antidepressants - fractures