Notfallmedizin up2date 2020; 15(03): 289-302
DOI: 10.1055/a-0986-3055
Pädiatrische Notfälle

Notfallmedizinische Aspekte der Kindesmisshandlung

Oliver Berthold
,
Sonja Aslan
,
Sieglinde Ahne
,
Thilo John
,
Jörg M. Fegert
,
Arpad von Moers

Notfallmediziner kommen regelmäßig in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen, die von Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellem Missbrauch betroffen sind. Dazu müssen diese selbst gar nicht die Patienten sein – auch häusliche Gewalt zwischen Erwachsenen oder intoxikierte Sorgeberechtigte können eine Gefährdung darstellen. Dieser Beitrag hilft, mögliche Gefährdung von Kindern und Jugendlichen besser einzuschätzen und richtig darauf reagieren zu können.

Kernaussagen
  • Der Kontakt zu Kindern mit Misshandlungserfahrungen tritt im Rettungsdienst regelmäßig auf – häufig wird die Situation jedoch nicht als solche erkannt.

  • Auch in Fällen von häuslicher Gewalt, Abhängigkeitserkrankungen und akuten psychischen Krisen Erwachsener ist zu klären, ob Kinder mittelbar betroffen sind.

  • Da diese Fälle ein besonders hohes Burn-out-Potenzial haben, dient das Wissen um wirksame Interventionen auch dem Selbstschutz der beteiligten Fachkräfte.

  • Alle Verletzungsformen bei Kindern können auch als Folge von Misshandlungen vorkommen.

  • Besonders gefährdet, Opfer von Misshandlung und Vernachlässigung zu werden, sind Säuglinge, Kleinkinder und Kinder mit Behinderungen.

  • Die Abklärung unklarer Verletzungen bei Kindern sollte in einem Zentrum mit entsprechender Erfahrung erfolgen.

  • Zur Gefährdungseinschätzung bei Verdacht auf Misshandlung kann und sollte das Jugendamt trotz Schweigepflicht informiert werden.

  • Auch Fachkräften im Rettungsdienst stehen leicht erreichbare Beratungsmöglichkeiten in unklaren Situationen zur Verfügung.



Publication History

Article published online:
03 September 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York