Notfallmedizin up2date 2021; 16(03): 347-365
DOI: 10.1055/a-0984-9478
Pädiatrische Notfälle

Notfalltransporte von Neugeborenen

Georg Hillebrand
,
Barbara Naust

Anhand von zwei Fallbeispielen zeigt dieser Beitrag die wesentlichen Aspekte, die bei Notfalltransporten von Neu- und Frühgeborenen beachtet werden müssen. Zudem werden aktuelle Überlegungen zur rettungsdienstlichen Organisation dieser Transporte vorgestellt.

Kernaussagen
  • Notfalltransporte von Neugeborenen vermeiden! Wenn möglich eine intrauterine Verlegung des Kindes vor Geburt anstreben. Angebote zur Versorgung der Familie der werdenden Mutter („Boarding Houses“) erleichtern dieses Vorgehen.

  • Zentralisierung der Geburtshilfe führt zu sinkenden Anforderungszahlen.

  • Landes- oder bundesweite Konzepte zur Organisation von Neugeborenen-Notfalltransporten fehlen weitgehend. Baby-Notarztwagen (-Intensivtransportwagen) sind nicht flächendeckend etabliert. Theoretischen Vorteilen dieser spezialisierten Fahrzeuge stehen die seltene Nutzung und unsichere Finanzierung gegenüber. Fortschritte in der Fahrzeugtechnologie, insbesondere verbesserte (Luft-)Federung, erlauben den Transport eines Inkubators im normalen Rettungswagen als Alternative.

  • Rettungshubschrauber als Transportmittel stellen bei größeren Entfernungen (ab ca. 50 km, je nach Verkehrsanbindung) eine sinnvolle Option dar.

  • Anforderungen an die Qualifikation des Teams sind definiert, allerdings ist die Vorhaltung entsprechend ausgebildeten Personals seitens der Perinatalzentren häufig schwierig.

  • Die Einrichtung spezialisierter Transportteams, die per zentraler Disposition alle anfallenden Transporte übernehmen, ist in anderen Ländern üblich, für Deutschland jedoch bisher nicht geprüft.

  • Während des Transports muss die Physiologie der neonatalen Adaptation berücksichtigt werden. Wesentliche Faktoren sind Wärme, Atemunterstützung und Energiezufuhr.

  • Moderne Transportventilatoren bieten Möglichkeiten der differenzierten Beatmung. Noninvasive Verfahren haben sich bewährt und sollten bevorzugt eingesetzt werden.

  • Die Komplexität des Inkubatorsystems und der Transportsituation erfordert regelmäßige Schulung des Teams, bevorzugt als Simulationstraining.

  • Eine standardisierte Erfassung der Transportqualität mittels eines etablierten Scores sollte angestrebt werden.



Publication History

Article published online:
03 September 2021

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