Die Wirbelsäule 2019; 03(04): 313-335
DOI: 10.1055/a-0980-9182
CME-Fortbildung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konservative Behandlung von Wirbelfrakturen in BWS und LWS – was geht wie?

Ulas Yildiz
,
Philipp Schleicher
,
Jens Castein
,
Frank Kandziora

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Ulas Yildiz, Frankfurt am Main.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Oktober 2019 (online)

Zusammenfassung

Das Therapieziel bei thorakalen oder lumbalen Wirbelkörperfrakturen besteht in der Erhaltung bzw. der Wiederherstellung des Alignments und der Stabilität der Wirbelsäule. Eine zufriedenstellende Schmerzreduktion, Mobilität und Alltagskompetenz sind Schwerpunkte in der operativen und konservativen Behandlung. Dieser Artikel soll einen Überblick über die konservativen Therapiemaßnahmen für „knochengesunde“ und osteoporotische Wirbelkörperfrakturen verschaffen.

Das Therapieziel bei thorakalen oder lumbalen Wirbelkörperfrakturen besteht in der Erhaltung bzw. der Wiederherstellung des Alignments und der Stabilität der Wirbelsäule. Eine zufriedenstellende Schmerzreduktion, Mobilität und Alltagskompetenz sind Schwerpunkte in der operativen und konservativen Behandlung. Dieser Artikel soll einen Überblick über die konservativen Therapiemaßnahmen für „knochengesunde“ und osteoporotische Wirbelkörperfrakturen verschaffen.

Abstract

Conservative Treatment of Thoracic and Lumbar Vertebral Fractures – what’s it all about?

The basis for assessing thoracolumbar vertebral body fractures are two established classification systems. Important, especially in terms of further treatment, is the distinction between osteoporotic and healthy bones. The AO Spine classification offers a comprehensive tool for healthy bones to reliably specify the morphological criterias (alignment, integrity of the intervertebral disc, fragment separation, stenosis of the spinal canal). In addition to the fracture morphology, the OF classification for osteoporotic fractures includes patient-specific characteristics to initiate adequate therapy.

In general an adequate pain therapy is required for early rehabilitation. While in the bone healthy population, physiotherapy reduces the risk of muscle deconditioning, in the osteoporotic population it additionally serves to prevent subsequent fractures. Unlike osteoporotic patients, bone healthy patients with vertebral fractures should not undergo a corset/orthosis treatment.

Kernaussagen
  • Grundlage zur Beurteilung einer thorakolumbalen Fraktur ist für den gesunden Knochen die AOSpine-Klassifikation.

  • Insbesondere bei A3 – und A4-Frakturen habenmorphologische Faktoren (Alignment, Integrität der Bandscheibe, Fragmentseparation, Einengung des Spinalkanals) Einfluss auf die Therapieentscheidung.

  • Die OF-Klassifikation ist ein verlässliches Instrument zur Beurteilung der osteoporotischen Fraktur. Neben der Frakturmorphologie werden patientenspezifische Faktoren zur Prognoseabschätzung mitberücksichtigt.

  • Eine adäquate Schmerztherapie ist Voraussetzung für die Frührehabilitation.

  • Grundelement der Behandlung ist die Prophylaxe dermuskulären Dekonditionierung und Erhaltung einer physiologischen Rumpfhaltung. Hierfür ist das Abstecken von realistischen Rehabilitationszielen förderlich für den Behandlungsverlauf.

  • Die Korsettbehandlung für die knochengesunde Population wird nichtmehr empfohlen. Bei PatientInnen mit Osteoporose fehlen zwar eindeutige Evidenzen, jedoch zeigen sich Vorteile in der Muskelaktivität der Extensoren und in der Schmerzkontrolle.

  • Bei einem hohen Risiko für eine weitere Fraktur ist beim Osteoporosepatienten nach eingetretener Fraktur die Prophylaxe (z. B. Bewegung, spezifische antiosteoporotische Medikation) ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.