Die Wirbelsäule 2020; 04(02): 127-149
DOI: 10.1055/a-0968-7587
CME-Fortbildung

Klassifikation und Therapieempfehlungen von Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule

Miguel Pishnamaz
,
Thomas Vordemvenne
,
Matti Scholz
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Frank Hildebrand
,
Christian Herren
,
Philipp Kobbe

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist PD Dr. med. Miguel Pishnamaz, Aachen.

Grundlage für die optimale Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen ist die Beurteilung der Stabilität. Hierzu müssen neben der Klassifikation der Fraktur weitere Kriterien herangezogen werden, um eine differenzierte und individuelle Einschätzung der Verletzungsschwere zu ermöglich. Dieser Artikel soll als Hilfestellung zur Beurteilung von Wirbelsäulenverletzungen dienen und umfasst hierauf aufbauende therapeutische Empfehlungen.

Fazit

Take Home Message

Neben der Klassifikation der Verletzung sollten weitere verletzungsspezifische Eigenschaften in die therapeutische Entscheidungsfindung mit einbezogen werden.

Kernaussagen
  • Aufgrund der Komplexität eines Wirbelsäulensegmentes lassen sich keine dogmatischen Therapiealgorithmen in Anlehnung an die AO-Spine-Klassifikation festlegen, sondern es muss eine individuelle Therapie der Verletzung erfolgen.

  • Eine erfolgreiche Therapie kann nur erfolgen, wenn die erhobenen radiologischen Befunde unter biomechanischen Gesichtspunkten korrekt interpretiert werden.

  • Grundlage für die optimale Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen ist die Beurteilung der Stabilität:

    • A0-, A1-, u. U. auch A2-Frakturen können in der Regel konservativ behandelt werden.

    • Im Falle von A3- und A4-Frakturen müssen sehr individuelle Therapieentscheidungen getroffen werden. I. d. R. sind eine dorsale Stabilisierung und ggf. ventrale Gegenstabilisierung notwendig.

    • B- und C- Verletzung sind hochinstabile Verletzungen und bedürfen deshalb in der Regel mindestens einer operativen dorsalen (ggf. langstreckigen) Stabilisierung.

  • Insbesondere Verletzungen der vorderen Säule stellen eine prognostische Herausforderung bezüglich des Verhaltens des verletzen Segmentes unter Belastung dar.

  • Die isolierte Betrachtung der knöchernen Verletzung wird hierbei der Komplexität nicht gerecht und kann zu unzufriedenstellenden Ergebnissen führen.

  • Durch das Hinzuziehen weiterer Parameter wie insbesondere des Wirbelkörperödems sowie der Integrität des Bandscheiben-Endplatten-Komplexes kann das Verhalten des verletzen Segmentes unter Belastung besser vorausgesagt und die Therapie individuell angepasst werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. April 2020

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