Dtsch Med Wochenschr 2020; 145(03): 161-165
DOI: 10.1055/a-0965-3203
Klinischer Fortschritt
Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Update – Intoxikationen in der Intensivmedizin

Update – intoxications in critical care medicine
Christoph Hüser
1   Klinik II für Innere Medizin und Zentrum für Molekulare Medizin, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln
,
Gerald Hackl
2   Allgemeine Intensivstation, Universitätsklinik für Innere Medizin sowie Notarztstützpunkt NEF Graz-Ost, LKH Universitätsklinikum Graz
,
Matthias Baumgärtel
3   Internistische Intensivstation, Klinik für Innere Medizin 3, Schwerpunkt Pneumologie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Standort Nord
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Publication Date:
04 February 2020 (online)

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Intoxikationen mit Betablockern und Kalziumantagonisten Es gibt eine Experten-Konsensus-Empfehlung für die Intoxikation mit Kalziumantagonisten. Diese kann zum Teil auch auf Betablocker-Intoxikationen übertragen werden. Die Verwendung von hochdosiertem Insulin sowie von Lipidemulsionen wird empfohlen. Des Weiteren soll der Einsatz einer VA-ECMO bei diesen Intoxikationen erwogen werden.

Paracetamol-Intoxikationen Bei Einnahme einer größeren Menge Paracetamol sollte die Gabe einer höheren Acetylcystein-Dosis als im ursprünglichen von Prescott vorgeschlagenen Schema überlegt werden. Ab einer Einnahme von etwa 30–40 g ist die Aktivkohlegabe bis 4 Stunden nach der Einnahme sinnvoll.

Physostigmin Wird Physostigmin als Antidot bei Patienten mit anticholinergem Syndrom verabreicht, ist die Rate an unerwünschten Ereignissen gering.

Betablocker bei Kokainintoxikation Entgegen der jahrelangen Meinung, dass Betablocker bei Kokain-assoziiertem ACS kontraindiziert sind, konnte inzwischen durch mehrere Studien ein sicherer und sinnvoller Einsatz von Betablockern in dieser Indikation gezeigt werden.

Reanimation Intoxikierter Die Intoxikation ist eine reversible Ursache eines kardiopulmonalen Arrests. Daher ist in vielen Fällen die prolongierte Reanimation bis zum Abklingen der Giftwirkung sinnvoll. Der Einsatz von ECLS-Verfahren wird zunehmend in der Literatur mit gutem Outcome beschrieben.

Abstract

While monitoring and symptomatic care is sufficient for most intoxicated patients, some develop life threatening symptoms. We present recent changes in the recommendations of the treatment in patients with calcium channel blocker, beta blocker and high dose paracetamol intoxications. Additionally, new insights in the efficacy and safety of the use of physostigmine in anticholinergic patients and beta blockers in cocaine intoxication are discussed as well as the specific considerations in the resuscitation of intoxicated patients.