Endo-Praxis 2020; 36(01): 5
DOI: 10.1055/a-0963-3010
Editorial
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R. Duchmann
Medizinischen Klinik, Hospital zum heiligen Geist GmbH, Frankfurt/Main
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Publication Date:
11 February 2020 (online)

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Prof. Dr. med. Rainer Duchmann

Dieses Editorial zum Jahresanfang sollte sich traditionell vor allem mit politischen Themen, neuen Gesetzen und Veränderungen beschäftigen. In diesem Jahr bin ich jedoch aufgrund eines neuen Rekords von 16 im Jahr 2019 durch den Gesundheitsminister neu eingebrachten Gesetzesentwürfen und wahrscheinlich 8 für 2020 vorgesehenen neuen Gesetzen schier überwältigt und auch inhaltlich offen gesagt wenig motiviert. Interessierte mögen daher bitte andere öffentlich zugängliche Quellen, z. B. das Deutsche Ärzteblatt Heft 51/52, in dem alle Gesetze stichpunktartig dargestellt werden, zurate ziehen.

Gleichzeitig erleben wir, dass sich die Versorgungslage der Patienten weiter verschlechtert. Hierzu zitiere ich gerne Egbert Maibach-Nagel, Chefredakteur des Deutschen Ärzteblatts: „Bis für die Versorgung qualitativ gut ausgebildete Kräfte zur Verfügung stehen und Entlastung bringen können, bleibt eine Durststrecke zu bewältigen, die durch unbürokratische und auch motivationsstärkende Sofortmaßnahmen flankiert gehört.“

Auch die Stimmung und der Arbeitsalltag bei den medizinischen Leistungserbringern – Neusprech für Ärzte, Pflege und sonstige in der Patientenversorgung Tätige – sind im Jahr 2019, sagen wir mal vorsichtig, nicht besser geworden. Weiterhin steht nicht das Für- und Miteinander im Gesundheitswesen – mit dem Ziel einer optimalen und solidarischen Gesundheitsfürsorge für die deutsche Bevölkerung –, sondern vielmehr die Selbstbehauptung und ökonomisch betriebene Verdrängung und Steuerung in der weiter Konturen greifenden Gesundheitswirtschaft im Fokus der Akteure und verbraucht deren Kraft.

Es wird spannend bleiben zu beobachten, ob der Engel Aloisius, in freier Analogie zu Ludwig Thomas Satire „Der Münchner im Himmel“, noch rechtzeitig seinem Auftrag, der Regierung die göttlichen Ratschläge zu übermitteln, nachkommen wird.

Solange die Dinge jedoch so sind wie sie sind, ist es gut und notwendig, dass auch die Gastroenterologie sich behauptet und z. B. in dem in 3. Auflage aktualisiert aufgelegten Weissbuch 2020/21 umfangreich und auch für den Laien verständlich den aktuellen Stand und die Bedeutung der verschiedenen Erkrankungen unseres Fachbereichs, u. a. hinsichtlich Epidemiologie, Versorgung, Wissenschaft und Ökonomie, zusammenfasst. Wie im Kapitel Endoskopie dargestellt, werden Vorsorge-Endoskopie, KI und weitere technische Neuerungen die Endoskopie als gastroenterologische Kernleistung weiterhin vital und zukunftsfähig halten. Beispielhaft hierfür haben sich die endosonografischen Prozeduren zwischen 2005–2017 fast vervierfacht.

Mit der Struktur der gastroenterologischen Kliniken/Abteilungen in Deutschland hat sich eine im Dezember 2019 publizierte Umfrage bei gastroenterologischen Chefärzten beschäftigt (Frieling T et al. Z Gastroenterol 2019; 57: 1467–1475). Die Ergebnisse belegen einen hohen Standard. Mehr als 70 % der Kliniken leisten zwischen 2000 und 6000 Endoskopien pro Jahr, über 90 % führen die Endosonografie, APC, Mukosektomie bzw. OTSC und gastroenterologische Funktionsdiagnostiken durch. Dabei sind die gastroenterologischen Abteilungen/Kliniken sehr heterogen strukturiert und umfassen in über 80 % die Schwerpunkte der Allgemeinen Inneren Medizin und zu je etwa 30 % die Bereiche Diabetologie und Rheumatologie. In nur 4 % der gastroenterologischen Kliniken/Abteilungen werden ausschließlich gastroenterologische Patienten betreut.

Zuletzt möchte ich Ihnen, sollten Sie ihren gastroenterologischen Rufdienst nach dem Wetter ausrichten wollen, noch eine Studie (Prechter F et al. Z Gastroenterol 2019; 57: 1476–1480) nahelegen, die den langgehegten Mythos eines möglichen meteorologischen Einflusses auf die Häufigkeit von GI-Blutungen untersucht. Unterschiede zwischen den Jahreszeiten waren statistisch nicht signifikant. In Subgruppenanalysen zeigte sich dahingegen eine signifikante Häufung von Ösophagusvarizenblutungen bei niedrigen Umgebungstemperaturen und starken täglichen Temperaturschwankungen sowie eine Assoziation von Luftdruckveränderungen und der Häufigkeit von Ulkusblutungen.

Machen Sie das beste daraus,
vielleicht auch als Wahlspruch für das Jahr 2020.

Ihr
Rainer Duchmann