Zusammenfassung
Ziel In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, mit welcher Häufigkeit bei Patienten mit einer tiefen Becken-Bein-Venenthrombose an einem Universitätsklinikum ein May-Thurner-Syndrom (MTS) vorliegt.
Material und Methoden Wir untersuchten retrospektiv ein Kollektiv von 496 Patienten, die mit der Verdachtsdiagnose einer tiefen Beinvenenthrombose in den Jahren 2013–2017 in der Notaufnahme eines Klinikums der Maximalversorgung vorgestellt wurden und bei denen eine tiefe Becken-Oberschenkel-Venenthrombose mittels farbcodierter Duplexsonografie bestätigt wurde. Bei diesen Patienten wurde die primäre Ultraschalluntersuchung sowie weiterführende Bildgebung (verfügbar bei n = 236) gezielt auf das Vorliegen eines MTS hin analysiert.
Ergebnisse Die 496 Patienten mit Thrombose im Becken-Oberschenkel-Bereich waren im Median 70 Jahre alt, 238 (48 %) waren weiblich. Die Lokalisation der Thrombosen war bei 263 Patienten (53 %) links, bei 208 Patienten (42 %) rechts und bei 24 Patienten (5 %) beidseits. In der Subgruppe der 287 links- oder beidseits lokalisierten Thrombosen waren 142 (50 %) aszendierend, 104 (36 %) deszendierend und 41 (14 %) bezüglich der Wuchsrichtung nicht differenzierbar. In der Gruppe der 287 Patienten mit links- oder beidseits lokalisierten Thrombosen lagen bei 119 (41 %) Patienten eine zusätzliche CT, bei 18 (6 %) eine MRT und bei 30 (10 %) eine Phlebografie vor. In der Subgruppe der 287 links- und beidseits lokalisierten Thrombosen konnte bei 88 Patienten (31 %) ein MTS bestätigt werden, bei 17 (6 %) bestand der hochgradige Verdacht, bei 86 (30 %) war eine Differenzierung nicht möglich und bei 96 (33 %) konnte ein MTS ausgeschlossen werden.
Schlussfolgerung In dem selektierten Kollektiv von Patienten mit Becken-Oberschenkel-Venenthrombosen an einem Universitätsklinikum ist ein zugrunde liegendes MTS nicht selten und sollte bildgebend ausgeschlossen werden.
Kernaussagen:
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Das May-Thurner-Syndrom (MTS) ist eine relativ häufige Ursache von tiefen Venenthrombosen.
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Bei links- oder beidseits lokalisierten Thrombosen sollte ein MTS ausgeschlossen werden.
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Hierfür ist eine ergänzende Schnittbildgebung sinnvoll.
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Bei etwa einem Drittel der Patienten in dieser Subgruppe findet sich ein MTS.
Zitierweise
Key words
iliac vein compression syndrome - May-Thurner syndrome - prevalence - iliofemoral deep vein thrombosis