Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(09): 969-975
DOI: 10.1055/a-0903-2638
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävention intraoperativer Hypothermie in der Laparoskopie durch die Anwendung von körperwarmem und humidifiziertem CO2: eine Pilotstudie

Article in several languages: English | deutsch

Authors

  • Julia Wittenborn

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Annika Clausen

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Felix Zeppernick

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
    2   Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Germany
  • Elmar Stickeler

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Ivo Meinhold-Heerlein

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
    2   Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Germany
Further Information

Publication History

received 18 September 2018
revised 28 March 2019

accepted 30 April 2019

Publication Date:
11 September 2019 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung Hypothermie wird definiert als ein Absinken der Körperkerntemperatur auf unter 36 °C. Wenn intraoperativ auf den Einsatz wärmeerhaltender Maßnahmen verzichtet wird, sinkt die Temperatur eines Patienten um 1 – 2 °C. Bereits milde Formen intraoperativer Hypothermie können zu einer deutlichen Erhöhung der Morbidität und Mortalität führen. Bei der Behandlung und Prävention von Hypothermie wird die Temperatur des Insufflationsgases meist außer Acht gelassen. Diese Studie wurde durchgeführt, um die Auswirkung von körperwarmem und humidifiziertem CO2 auf den intraoperativen Temperaturverlauf und die Vermeidung einer Hypothermie bei laparoskopischen Operationen zu untersuchen.

Material und Methoden Im Rahmen der retrospektiven nicht randomisierten Fallkontrollstudie wurden mittels eines Algorithmus aus 376 Patientinnen 110 Patientinnen identifiziert, die eine geplante Operationsdauer von mindestens 60 Minuten aufwiesen. Bei 51 Patientinnen wurde trockenes (20% Luftfeuchte) und raumwarmes CO2 insuffliert (Kontrollgruppe). Bei 59 Patientinnen wurde humidifiziertes (98% Luftfeuchte) und gleichzeitig körperwarmes (37 °C) CO2 insuffliert (Versuchsgruppe). Diese Bedingungen wurden mit dem HumiGard MR860 Surgical Humidifaction System (Fisher & Paykel Healthcare Limited, Auckland, New Zealand) erreicht. Der intraoperative Temperaturverlauf wurde durch Messungen alle 10 Minuten evaluiert. Die statistische Analyse erfolgte mit IBM® SPSS® Statistics 23.0.0.

Ergebnisse Die Temperatur in der Kontrollgruppe sank intraoperativ stetig, während in der Versuchsgruppe ein kontinuierlicher Temperaturanstieg beobachtet werden konnte. Für die Start-End-Differenz der Temperatur konnte in der Versuchsgruppe eine Erwärmung um 0,09 °C gezeigt werden, die sich signifikant von der Kontrollgruppe mit − 0,09 °C (p = 0,011) unterschied. Die Mittel-End-Differenz ergab mit 0,11 °C eine noch höhere Signifikanz zugunsten des erwärmten Gases (p = 0,003). Die Rate der Hypothermien zu Beginn der Operation sank bei der Versuchsgruppe von 50 auf 36%; sie stieg bei der Kontrollgruppe von 36 auf 42% an.

Schlussfolgerung Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Verwendung von körperwarmem und humidifiziertem Insufflationsgas bei der Laparoskopie zur Prävention introperativer Hypothermien beitragen kann.