Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2019; 47(03): 151-165
DOI: 10.1055/a-0899-1129
Originalartikel
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risikofaktoren für die Kälbersterblichkeit beeinflussen den Nachweis von Antikörpern gegen die Erreger der enzootischen Bronchopneumonie

Risk factors for calf mortality influence the occurrence of antibodies against the pathogens of enzootic bronchopneumonia
Ria Zitzmann
1   Institut für Tierhygiene und öffentliches Veterinärwesen, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
,
Martin Pfeffer
1   Institut für Tierhygiene und öffentliches Veterinärwesen, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
,
Stefanie Söllner-Donat
2   Thüringer Tierseuchenkasse AdöR, Tiergesundheitsdienst, Jena
,
Karsten Donat
2   Thüringer Tierseuchenkasse AdöR, Tiergesundheitsdienst, Jena
3   Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

14 December 2018

23 April 2019

Publication Date:
18 June 2019 (online)

Preview

Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel Atemwegs- und Lungenerkrankungen sind eine häufige Ursache für Kälberverluste. Ziel dieser Arbeit war, das Management der Kälberhaltung in Milchviehbetrieben zu beschreiben und dabei nach Beziehungen zwischen dem Auftreten der enzootischen Bronchopneumonie (EBP) und der Kälbersterblichkeit sowie Beziehungen zu Managementfaktoren zu suchen.

Material und Methoden In 153 Betrieben, die zwischen November 2006 und Juli 2007 auf freiwilliger Basis an der Studie teilnahmen, wurde das Management der Kälberhaltung im Rahmen einer Bestandsvisitation und Betriebsleiterbefragung erfasst und zu der aus der Datenbank HI-Tier ermittelten Kälbersterblichkeitsrate des Referenzjahres 2006 in Beziehung gesetzt. Pro Betrieb wurden Serumproben einer Stichprobe von 7 Tieren ab dem 6. Lebensmonat auf Antikörper gegen das bovine respiratorische Synzytialvirus (BRSV-Ak) und das Parainfluenzavirus Typ 3 (PIV3-Ak) untersucht und die Betriebe entsprechend dem Anteil der Kälber mit BRSV-Ak bzw. PIV3-Ak (≤ 20 % oder > 20 %) in 2 Klassen eingeteilt.

Ergebnisse Eine positive Beziehung zur Kälbersterblichkeit zeigten die Betriebsleiterangaben zum betriebsüblichen Zeitpunkt der Erstkolostrumgabe und zur Wichtigkeit von Bronchopneumonien im Krankheitsgeschehen des Betriebs. BRSV-Ak waren häufiger in Betrieben nachweisbar, deren Betriebsleiter angaben, dass die erstmalige Kolostrumgabe üblicherweise später als 4 Stunden nach der Geburt erfolgte, die Geburtsüberwachung nur selten stattfand und die die Staubbelastung im Kälberstall als hoch einschätzten. PIV3-Ak traten in den Beständen häufiger auf, in denen die Kalbungen noch in Anbindehaltung stattfanden.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich Abläufe im Kälbermanagement direkt zur und nach der Geburt auf die Kälbersterblichkeit und die Nachweishäufigkeit von BRSV-Ak bzw. PIV3-Ak auswirken können. Einflüsse der Geburtsüberwachung und des Zeitpunkts der Kolostrumgabe sowie der Staubbelastung sollten bei künftigen Studien zur Häufigkeit der EBP Berücksichtigung finden und in die tierärztliche Ursachenanalyse von Bestandsproblemen mit EBP einbezogen werden.

Abstract

Objective Bovine respiratory diseases are a common cause of calf loss. This study aimed to analyse associations between an occurrence of enzootic bronchopneumonia (EBP), calf mortality and calving management.

Material and methods A total of 153 dairy farms participated in the study on a voluntary basis from November 2006 to July 2007. Calf management was inspected on-site during a farm visit and farm managers were required to complete a questionnaire on personal assessment of calving procedures, neonate management and environmental factors. Results were collated and matched with the calf mortality rate of 2006 determined from the HI-Tier database for each farm. Randomly selected serum samples of a mean number of 7 calves at the age 6 months per herd were investigated for antibodies against bovine respiratory syncytial virus (BRSV-AB) and parainfluenzavirus type 3 (PIV3-AB). According to the proportion of calves with BRSV-AB or PIV3-AB (≤ 20 % or > 20 %) farms were divided into 2 groups.

Results Customary timing of the first colostrum feeding as well as the perceived level of importance of EBP to the farm manager, as described in the questionnaire, showed a positive correlation to calf mortality. BRSV-AB occurred more frequently on farms where managers stated that the first colostrum feeding occurred later than 4 hours after birth, that birth monitoring was rarely practiced and that the estimated level of dust in the calf barn was considered high. PIV3-AB was more frequently found at farms practicing tethered calving.

Conclusion and clinical relevance The results of this study indicate that peri- and postnatal calf management procedures may affect calf mortality and the frequency of occurrence of BRSV-AB or PIV3-AB. The influences of birth monitoring and the time of first colostrum feeding as well as dust exposure should be taken into account in future studies on the frequency of EBP and be included in the veterinary cause analysis of herd EBP-related problems.