Pädiatrie up2date 2020; 15(04): 303-321
DOI: 10.1055/a-0892-6403
Spezielle Themen in der Pädiatrie

Kindliche Hörstörungen – Einteilung, Diagnostik und Therapie

Gitta Pantel
,
Antonia Nolte
,
Martin Otte
,
Ruth Lang-Roth

Frühkindliche Hörstörungen sind mit 1 – 3/1000 Neugeborenen häufig. Sowohl einseitige als auch beidseitige Hörstörungen haben unversorgt negative und lebenslange Folgen für die Entwicklungschancen eines Kindes. Nur frühzeitige Diagnostik, adäquate apparative Versorgung und kompetente pädagogisch/therapeutische Begleitung ermöglichen eine optimale Hör- und Sprachentwicklung. Dieser Beitrag umfasst Formen von Hörstörungen, Diagnostik und Therapie.

Kernaussagen
  • Hörstörungen im Neugeborenen- und Kindesalter sind häufig und führen unversorgt zu schweren Störungen sowohl der Sprachentwicklung als auch der allgemeinen Entwicklung.

  • Das Neugeborenen-Hörscreening deckt Hörstörungen über 35 dB frühzeitig auf.

  • Eine auditorische Synaptopathie/Neuropathie wird durch alleiniges TEOAE-Screening nicht aufgedeckt.

  • Etwa 50% der Hörstörungen sind genetisch bedingt und die andere Hälfte erworben, am häufigsten durch konnatale CMV-Infektionen.

  • Hörstörungen im Kindesalter werden durch subjektive und objektive Hörprüfverfahren in pädaudiologischen Ambulanzen diagnostiziert und versorgt.

  • Eine professionelle interdisziplinäre Versorgung auch einseitiger und geringgradiger Hörstörungen sowie eine Förderung von Kindern mit Schwerhörigkeit sind notwendig.

  • Die AVWS lässt sich ab dem Schulalter diagnostizieren und setzt eine periphere Normakusis sowie eine normale kognitive Entwicklung voraus.

  • Nichtorganische Hörstörungen werden überwiegend im Alter zwischen 10 und 12 Jahren manifest. Sie können durch subjektive Testverfahren übersehen werden. In diesem Alter ist daher trotz scheinbar guter Mitarbeit eine Objektivierung der Hörstörung notwendig.

  • Die konnatale CMV-Infektion lässt sich nur durch eine PCR auf CMV im Urin oder im Speichel in den ersten 3 Lebenswochen sicher feststellen.

  • Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen sind bei Kindern mit Hörstörungen indiziert.



Publication History

Article published online:
02 December 2020

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