Zusammenfassung
Zusammenhänge zwischen Hautkrankheiten und Ernährung finden in neuerer Zeit wieder mehr Beachtung, zum Beispiel bei Psoriasis und Akne. Hingegen beschäftigten sich Ärzte aus den verschiedensten Fachbereichen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehend mit der Ernährung als Einflussfaktor auf Gesundheit und Krankheit. So auch der wenig bekannte Dermatologe Sigwald Bommer (1893 – 1963), der Lehrstuhlinhaber an der Universität in Greifswald war. Hautkrankheiten nicht nur lokal zu behandeln, sondern einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, lernte Bommer in der Lupusheilstätte Gießen bei Albert Jesionek (1870 – 1935), wo allgemeine Lichttherapie zum Einsatz kam. Dort begannen Diätversuche, die schwere Fälle von Hauttuberkulose, insbesondere Lupus vulgaris, zur Abheilung brachten. Dies hinterließ bei Bommer einen derartigen Eindruck, dass er sich seit dieser Zeit mit der Ernährungsbehandlung beschäftigte und sie zu einer vierstufigen Diättherapie weiterentwickelte. Über gewisse Variationen der Ernährungsstufen behandelte er unterschiedliche Hautkrankheiten wie Psoriasis, Rosazea, Ekzeme und Akne vulgaris mit Erfolg. Die Wirkung sah er in der Verbesserung der Durchblutungssituation bis in die Kapillaren, was er anhand von histologischem Material zu belegen versuchte. Weitere Beobachtungen überzeugten Bommer, dass neben Durchblutungs- auch Verdauungsstörungen bei den dermatologischen Patienten als häufige Komorbiditäten bestanden. Als zentralen Ansatzpunkt seiner Ernährungstherapie sah er das „System der inneren Atmung“, das heißt die Oxidations- und Reduktionssysteme im Zellstoffwechsel: Aufnahme einer gesunden und vollwertigen Nahrung verbesserte grundlegend die Verdauungstätigkeit, die kapillare Durchblutungssituation der Gewebe und damit auch den Stoffaustausch an der Zelle selbst.
Abstract
In recent years, links between nutrition and skin disorders have gained more attention, especially regarding illnesses like acne vulgaris and psoriasis. In the first half of the 20th century, nutrition’s role in illness was a topic many members of the medical community devoted themselves to, including the dermatologist and chairman of the University of Greifswald, Sigwald Bommer (1893 – 1963). Bommer developed a holistic approach to therapy, strongly influenced by Albert Jesionek (1870 – 1935) in Gießen, who treated lupus vulgaris – the most common form of skin tuberculosis – with light therapy. During Bommer’s employment in this specialized clinic, he made his first attempts at treating severe cases of lupus vulgaris with diet. The effect was astonishing, reportedly curing several patients of the illness. As a consequence, Bommer dedicated his further research to diet therapy and developed a four-step-dietary program for treating skin diseases. Using several variations of this scheme, he successfully treated other dermatoses, such as rosacea, eczema and acne vulgaris. Bommer thought diet improves circulation, and tried to confirm this improvement in histological examination of his patients’ vasculature. Further observations led Bommer to believe in the presence of co-morbidities of the circulatory and digestive system in dermatological patients. Treating the three comorbidities at the same time, Bommer explained the metabolic effect of his diet with its role in improving capillary perfusion and therewith the cellular oxidation system.