Fortschr Neurol Psychiatr 2019; 87(06): 383
DOI: 10.1055/a-0878-3937
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zum Beitrag: Rare Presentation of a Relapsing Remitting Central Nervous System Vasculitis: A Case Report

Freund Wolfgang
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 July 2019 (online)

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Verwunderung zur Kenntnis genommen habe ich die Präsentation des o. g. Fallberichtes. Die Abbildung zeigt MRT Aufnahmen ohne Angabe des Herstellers (Copyright?) und ohne Sequenzbezeichnung. Irrtümlicherweise wird in der Legende in unüblicher Diktion „enhanced by contrast“ von einer Kontrastmittelaufnahme der Läsion geschrieben. Die Sagittale kontrastverstärkte T1w Schicht zeigt die Pathologie nicht und auch keine KM-Aufnahme. Daneben findet sich eine Diffusionswichtung, die eine frische Ischämie im Versorgungsgebiet der A. cerebri posterior zeigt. T2 gewichtet wird deutlich, dass die Läsion neben Teilen der Sehstrahlung Teile des Gyrus parahippocampalis miteinschließt. Nachdem anscheinend die Bildgebung nicht verstanden und nicht diskutiert wurde, entwickelt sich der Fallbericht konfus:

Im Absatz „Diagnostic considerations“ wird die Aufnahmediagnose Schlaganfall in Zweifel gezogen („lack of definitive stroke features“), wobei ich bei passendem neurologischem Defekt (Gesichtsfeld und Gedächtnis) und anatomisch korrelierender Diffusionsstörung keinen Zweifel habe.

Im Absatz „Differential Diagnosis“ wird dann die Vaskulitis diskutiert, was ja schon sinnvoll ist, jedoch nur ätiologisch vor dem Hintergrund der nachgewiesenen Ischämie.

Später wird dann die Schlaganfall-Diagnose noch einmal in Zweifel gezogen, weil der Patient die „FAST“- Symptome nicht erfüllt. Das ist zu kurz gedacht, weil diese Symptomliste nur die vier häufigsten Symptome des A. cerebri media-Schlaganfalls aufzählt, um nichtärztlichem Personal der Rettungsleitstelle eine schnelle Einordnung von Beschwerden zu ermöglichen! Vom Facharzt für Neurologie darf aber schon auch eine seltenere (vertebrobasiläre) Symptomatik trotz untypischem Risikoprofil erkannt werden…

Im Absatz „Cognitive Impairment Profile“ wundern sich die Autoren über kognitive Einschränkungen. Bei korrekter Beschreibung der Lokalisation der Ischämie mit Einschluss von Teilen des Gyrus parahippocampalis und der Sehstrahlung sind jedoch die kognitive Symptomatik und visuospatiale Defizite zu erwarten.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Wolfgang Freund