physiopraxis 2019; 17(05): 4-5
DOI: 10.1055/a-0867-6492
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

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Publication Date:
17 May 2019 (online)

Ablehnung, Anwalt oder Auswandern?

Händeringend suchen deutsche Praxisinhaber und Kliniken qualifizierte Fachkräfte. Gleichzeitig gibt es studierte Physiotherapeuten aus Österreich, die häufig aus privaten Gründen in Deutschland leben möchten und hier Arbeit suchen. Eine Win-win-Situation, könnte man annehmen. Doch statt schneller Arbeitserlaubnis wartet auf die Therapeuten ein nervenaufreibendes und oft langwieriges Zulassungsverfahren. Dabei wären mithilfe des Bologna-Prozesses Studiengänge international vergleichbar gemacht worden.

Deutschland ist europaweit fast das einzige Land, das nach wie vor keine national einheitlich geregelte Ausbildung auf Hochschulniveau anbietet. Ein Vergleich ist daher für die Zulassungsbehörden nicht eins zu eins möglich. Seit einem Dreivierteljahr bemühe ich mich bei der Regierung von Oberbayern um eine Anerkennung. Was ich hier erlebe, bezeichne ich als echte Schikane. Als ich meinen Fall in Foren veröffentlichte, meldeten sich Betroffene, die Ähnliches erlebten. Sie mussten nach monatelangen Anerkennungsverfahren zusätzliche Praktika und Prüfungen absolvieren, klagten ihre Anerkennung vor Gericht ein oder gaben schlussendlich auf und gingen zurück nach Österreich. Obwohl ich wirklich bemüht bin, alle Unterlagen ordnungsgemäß einzureichen, ist es mir in bestimmten Fällen nicht möglich: Es gibt die geforderten Dokumente nicht. Ich erlebe Bürokratiewahnsinn, unhöfliche Behandlungen, ewig lange Bearbeitungszeiten und scheinbar individuelle Entscheidungen des Sachbearbeiters. Eine Kommilitonin hat ebenfalls einen langwierigen Anerkennungsprozess durchlaufen. Sie ist mittlerweile anerkannt. Warum ich nicht?

Meine Anerkennung funktionierte in der Schweiz problemlos. Fachkräftemangel? Sollte es nicht Deutschland daran liegen, sich an internationale Standards zur Vergleichbarkeit anzupassen?

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Noch ist der Anerkennungsprozess bei Anna Gabriel nicht abgeschlossen. Da sie gerade noch den Master in Health Science macht, ist noch nicht klar, ob sie hinterher wieder als Vollzeitphysio arbeiten möchte. Dennoch kämpft sie weiter für eine Anerkennung akademisierter Therapeuten. Denn für sie ist klar: An einer Akademisierung führt kein Weg vorbei.
Abb.: privat

Anna Gabriel