Sportphysio 2019; 07(02): 56-58
DOI: 10.1055/a-0863-0054
Research
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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03 May 2019 (online)

Femoroazetabuläres Impingement (FAI): Konservatives vs. operatives Management

Das FAI-Syndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Hüftbeschwerden bei jungen Erwachsenen. Es wird durch einen vorzeitigen Kontakt (Impingement) zwischen Femur und Azetabulum bei Hüftbewegungen verursacht. Dieser vorzeitige Kontakt entsteht typischerweise durch eine sogenannte „Nockenwelle“ am Femur (CAM-Impingement), eine „Beißzange“ an der Hüftgelenkspfanne (Pincer-Impingement) oder durch eine Kombination aus beiden. Wiederholtes Einklemmen führt zu einer Schädigung des Gelenkknorpels oder zu Einrissen am Labrum acetabuli.

Arthroskopische Eingriffe wie eine Umformung des Femurs und die Reparatur von Knorpel- und Labrumschäden verhindern ein Einklemmen und lindern die Symptome. Eine andere Option ist die physiotherapeutisch geführte konservative Behandlung. Mögliche Angriffspunkte für die Physiotherapie sind die abweichenden Bewegungsmuster und die Schwäche der Hüftmuskulatur bei Patienten mit FAI. Die Autoren dieser Studie wollten die klinische Wirksamkeit der Hüftarthroskopie mit der besten konservativen Versorgung vergleichen.

Die Wissenschaftler aus Großbritannien ordneten deshalb zwischen 2012 bis 2016 348 Teilnehmer mit FAI zufällig der operativen oder konservativen Gruppe zu. Die zugelassenen Patienten waren mindestens 16 Jahre, im Durchschnitt 35,3 Jahre alt, hatten Hüftschmerzen mit radiografischen Merkmalen der CAM- oder Pincer-Morphologie, aber keine Arthrose. Die operierten Patienten erhielten postoperativ ambulante Physiotherapie. Die individualisierte Physiotherapie der konservativen Gruppe bestand aus vier Kernkomponenten: Schmerz-, Funktions- und Bewegungsmessungen, Patientenaufklärung, einem in der Klinik unterrichteten und zu Hause wiederholten Trainingsprogramm und Schmerzlinderungen durch röntgen- oder ultraschallgeführte intraartikuläre Steroidinjektion. Die Teilnehmer der konservativen Gruppe hatten 12–24 Wochen lang zwischen sechs und zehn persönliche Kontakte mit einem Physiotherapeuten. Das primäre Outcome war die hüftbezogene Lebensqualität, welche die Forscher 12 Monate nach der Randomisierung durch das International Hip Outcome Tool (iHOT-33) maßen. Nach einem Jahr verbesserten sich die mittleren iHOT-33-Werte von 39,2 auf 58,8 bei den Teilnehmern der operativen Gruppe und von 35,6 auf 49,7 bei der konservativen Gruppe. Zum Vergleich: Der Wert 100 stellt beim iHOT-33 keine Schmerzen und eine einwandfreie Funktion dar. 147 Patienten (72 %) in der operativen Gruppe berichteten von Nebenwirkungen, gegenüber 102 (60 %) in der konservativen Gruppe, wobei Muskelkater am häufigsten genannt wurde. In beiden Gruppen verbesserte sich die hüftbezogene Lebensqualität von Patienten mit FAI. Die Hüftarthroskopie führte zu einer größeren Verbesserung als die individualisierte Physiotherapie, und dieser Unterschied war klinisch signifikant. Im weiteren Verlauf wird sich zeigen, ob der klinische Nutzen der Hüftarthroskopie erhalten und ob dies langfristig wirtschaftlich bleibt.

Während das Outcome bei operativen Verfahren beim FAI signifikant besser ist, überzeugt die konservative Therapie mit einem besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis bei weniger Nebenwirkungen.

Beim sekundären Outcome, der allgemeinen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (EQ-5D-5L und SF-12), gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Das könnte entweder daran liegen, dass die Behandlung des FAI keinen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität hatte oder dass die verwendeten Maßnahmen und Messmethoden nicht ausreichend empfindlich waren. Zu den Einschränkungen dieser Studie gehört, dass die Teilnehmer und behandelnden Ärzte nicht vor der Behandlungszuordnung verblendet wurden. Der beobachtete überlegene Effekt der Hüftarthroskopie gegenüber der konservativen Versorgung könnte auf das chirurgische Verfahren, den Placebo-Effekt der Operation (angesichts der fehlenden Verblindung), die postoperative Rehabilitation oder eine Kombination dieser Faktoren zurückzuführen sein. Die zukünftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, welche Patienten am meisten von der Hüftarthroskopie oder der Physiotherapie profitieren würden. Die Studie hat gezeigt, dass die Hüftarthroskopie für Patienten mit FAI 12 Monate nach der Randomisierung zu einer besseren Funktion führte, verglichen mit der besten konservativen Versorgung. Diese Verbesserung ist jedoch mit höheren Kosten verbunden. Die gesundheitsökonomische Betrachtung im Rahmen der Studie zeigt keine Kosteneffizienz der Hüftarthroskopie im Vergleich zur konservativen Versorgung innerhalb der ersten 12 Monate.

Katrin Veit

Griffin DR, Dickenson EJ, Wall PD et al. Hip arthroscopy versus best conservative care for the treatment of femoroacetabular impingement syndrome (UK FASHIoN): A multicentre randomised controlled trial. Lancet 2018; 391 (10136): 2225–35

AUF EINEN BLICK

Design: RCT

Teilnehmer: 348 Patienten mit FAI

Parameter: hüftbezogene Lebensqualität mittels International Hip Outcome Tool (iHOT-33)

Resultate: Sowohl die operative als auch die konservative Gruppe verbesserte ihre hüftbezogene Lebensqualität. Die Hüftarthroskopie führte zu einer klinisch signifikant größeren Verbesserung als die individualisierte Physiotherapie.

LINKS

QR-Code zu 24 Übungen aus der Studie. Link: http://bit.ly/FAI-Programm