Zusammenfassung
Hintergrund Die Meningomyelozele (MMC) ist eine angeborene Verschlussstörung des Neuralrohrs.
Die klinischen Symptome sind sehr weitreichend, mild bis schwerwiegend ausgeprägt,
je nach Höhe des Defektes. In Abhängigkeit von der Höhe des Lähmungsniveaus sind die
Patienten auf orthopädietechnische Hilfsmittel und Orthesen angewiesen. Das Ziel dieser
Studie war die Überprüfung der praktischen Umsetzung eines Orthesenkonzeptes in Anlehnung
an Ferrari bei Kindern und Erwachsenen im eigenen Patientenkollektiv.
Patienten und Methoden Die retrospektive Studie umfasst Daten aus Krankenakten von 180 Patienten (97 männlich)
im durchschnittlichen Alter von 19,44 Jahren (3 – 52, SD 9,3) zum Zeitpunkt der Untersuchung.
Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 15,34 Jahre (1 – 38, SD 8,96). Ausgewertet
wurden Daten über Deformitäten der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten, Shuntversorgung
des Hydrozephalus, Orthesenversorgung und Mobilität der Patienten.
Ergebnisse Die überwiegende Zahl der Patienten wurde frühzeitig und konsequent mit Orthesen
therapiert. Das Orthesenkonzept in Anlehnung an Ferrari ließ sich in unserem Patientenkollektiv
bei 58,9% der Patienten bei der dynamischen Orthesenversorgung umsetzen, wobei das
Ergebnis bei hochlumbalen Läsionen schlechter war als bei tieferen Lähmungsniveaus.
Zudem fiel eine Abnahme der Mobilität der Betroffenen mit zunehmendem Alter auf. Im
Erwachsenenalter lag die Rate der Gehfähigkeit bei 42,3% der Patienten mit entsprechenden
Unterschieden in Relation zum Lähmungsniveau.
Schlussfolgerung In Anbetracht der Komplexität des Krankheitsbildes, der Heterogenität der klinischen
Ausprägung und der somit individuell zu adaptierenden orthopädietechnischen Versorgung
ist das Ergebnis der Umsetzung des Orthesenkonzeptes als positiv zu bewerten. Ein
vordringlicher Bedarf an individuellen Konzepten und Weiterentwicklungen zur Verbesserung
der Mobilität besteht insbesondere für Patienten mit thorakalen und hochlumbalen Läsionshöhen.
Eine Intensivierung der Patienteninformationen zu orthetischen Therapieoptionen und
deren Konsequenzen für die Prophylaxe und Behandlung von primären und sekundären Kontrakturen
und Verbesserung der Lebensqualität stellt eine wichtige Aufgabe der interdisziplinären
Langzeitbetreuung dieser Patienten dar.
Schlüsselwörter
MMC - Orthesenversorgung - Mobilität - orthopädisches Therapiekonzept