Zusammenfassung
Kinder und Jugendliche sind in der zahnärztlichen Sprechstunde als CMD‑Patienten kaum
anzutreffen, obwohl die Symptome bereits in diesem Alter weitverbreitet sind. Das
Erstauftreten von CMD besonders bei Mädchen während der Pubertät sowie die höhere
Prävalenz bei Frauen während des Reproduktionsalters lassen die hormonellen Umstellungen
während der Pubertät als ätiopathogenetisch bedeutsam erscheinen. Die Mechanismen
sind noch nicht klar, es scheint aber ein Mangel an frei verfügbaren Sexualhormonen
während der Pubertät ausschlaggebend zu sein. Hierbei könnte es sich um ein grundlegendes
Muster für viele unklare Schmerzsymptome handeln, da damit klinische Beobachtungen
erklärt werden können: der typische Alters- und Geschlechtsverlauf von CMD, die psychosoziale
Charakteristik von CMD-Schmerzpatienten sowie die hohe Koinzidenz der verschiedenen
Schmerzarten. Dagegen spielen morphologische Faktoren und deren Veränderungen, z. B.
infolge kieferorthopädischer Behandlungen, in der Ätiologie von CMD während des Jugendalters
kaum eine Rolle. Darüber hinaus gibt es Erkenntnisse über genetische Ursachen der
CMD, ein Bereich, der ebenfalls Gegenstand aktueller Forschungen ist.
Abstract
Children and adolescents are rarely to be found as CMD patients in the dentist’s practice,
even though the symptoms are already widespread at this age. The first appearance
of CMD especially in girls during puberty as well as the higher prevalence in women
during the reproductive age, indicate that the hormonal changes during puberty appear
to be etiopathogenetically significant.
The mechanisms are not yet clear, but a lack of freely available sex hormones during
puberty seems to be crucial. This may be a basic pattern for many unclear pain symptoms,
as it can explain clinical observations: the typical age and sex history of CMD, the
psychosocial characteristics of CMD pain patients, and the high coincidence of different
types of pain. In contrast, morphological factors and their changes, e. g. as a result
of orthodontic treatment, play hardly any role in the etiology of CMD during adolescence.
In addition, there is evidence about the genetic causes of CMD, an area that is also
the subject of current research.
Schlüsselwörter
kraniomandibuläre Dysfunktionen - Kiefergelenk
Key words
craniomandibular dysfunction - temporomandibular joint