Die Wirbelsäule 2019; 03(01): 80
DOI: 10.1055/a-0819-8155
Nachwuchspreis
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss zervikaler Knochendichte auf das Sinterungsverhalten von Cages nach ein- und zweisegmentiger stand-alone ACDF

MHN Erhard
1   Klinikum Rechts der Isar, Neurochirurgie, München, Deutschland
,
A Rienmüller
1   Klinikum Rechts der Isar, Neurochirurgie, München, Deutschland
,
M Michaelis
1   Klinikum Rechts der Isar, Neurochirurgie, München, Deutschland
,
J Bernett
1   Klinikum Rechts der Isar, Neurochirurgie, München, Deutschland
,
B Meyer
1   Klinikum Rechts der Isar, Neurochirurgie, München, Deutschland
,
YM Ryang
1   Klinikum Rechts der Isar, Neurochirurgie, München, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
22 February 2019 (online)

 

Einleitung:

Die anteriore zervikale Diskektomie und Fusion (ACDF) ist eine etablierte chirurgische Intervention, welche sowohl bei Stenosen des Neuroforamens wie auch des Spinalkanals der HWS Anwendung findet. Obwohl es sich hierbei um einen weithin üblichen Eingriff handelt, besteht post-operativ das Risiko der Cage-Sinterung, welche eine Re-OP nötig machen kann. Bis jetzt konnte kein klarer Zusammenhang zwischen zervikaler Knochendichte (BMD) und der Sinterungsrate eingebrachter Cages erbracht werden (Brenke et al. EurSpineJ 2015). Ziel unserer Studie war es folglich, eine etwaige mögliche Wechselbeziehung zu untersuchen.

Methoden:

Anhand präoperativer CT-Aufnahmen von 167 Patienten (m = 88, w = 79), die sich einer stand-alone ACDF zwischen Januar 2010 und Dezember 2016 unterzogen, wurde eine retrospektive Analyse durchgeführt. Das mittlere Alter betrug 64 ± 12 Jahre. 81 Patienten erhielten eine einsegmentige ACDF, wohingegen an 86 Patienten ein zweisegmentiger Eingriff durchgeführt wurde. Durch Messungen der Signalabschwächung im Rahmen eines QCTs (Kasemacher et al. JBMR 2017) wurde die BMD aller Wirbelkörper von C2 bis C7 bestimmt. Eine Sinterung des eingebrachten Cages um ≥3 mm wurde als erheblich definiert und anhand vorliegender Follow-up Aufnahmen nach mind. 18 Monaten (range: 18 – 31 Monate) evaluiert. Als Obergrenze zur Definition zervikaler Osteoporose wurde ein Wert < 180 mg/ml (Kaesmacher et al. JBMD 2017) herangezogen.

Ergebnisse:

Die durchschnittliche BMD aller betrachteten Patienten betrug 213,44 ± 67,22 mg/ml (range: 64,57 – 460,34 mg/ml). Dahingegen konnte bei den Patienten, die im Follow-Up eine Cage-Sinterung auswiesen, eine durchschnittliche BMD von 157,03 ± 19,2 mg/ml ermittelt werden, welche signifikant von der mittleren BMD der Patienten ohne Sinterung (211,23 ± 4,12 mg/ml) abwich (OR = 0,953; p = 0,008) – siehe Abbildung 1.

Weiterhin führten wie eine binär-logistische Regressionsanalyse durch, um den Einfluss zervikaler BMD auf jeweiligen Sinterungsrate eingebrachter Cages in Abhängigkeit der umliegenden Wirbelkörper zu untersuchen. Hinsichtlich einsegmentiger stand-alone ACDF zeigte sich als entscheidender Einflussfaktor die BMD des jeweiligen oberen, am Segment beteiligten Wirbelkörpers (OR = 0,960; p = 0,018). Dieses Ergebnis war jedoch weder für die zweisegmentigen Eingriffe (OR = 0,979; p = 0,352) noch für die gesamte Kohorte signifikant (OR = 0,982; p = 0,098).

Diskussion:

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen geringer zervikaler BMD und höheren Sinterungsraten eingebrachter Cages nach ein- und zweisegmentiger ACDF. Der berechnete BMD-Mittelwert für Patienten, die auf kurze Sicht eine Cage-Sinterung aufwiesen, zeigte sich unterhalb des empfohlenen Wertes für die Definition zervikaler Osteoporose. Folglich ist eine sorgfältige Evaluation möglicher Patienten vor der Durchführung einer ein- oder zweisegmentigen stand-alone ACDF empfehlenswert.