Z Orthop Unfall 2019; 157(05): 566-573
DOI: 10.1055/a-0809-5765
Miscellaneous/Sonstige
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie oberer Halswirbelsäulenverletzungen: Atlasfrakturen

Article in several languages: English | deutsch
Philipp Schleicher
1   Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main
,
Matti Scholz
1   Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main
,
Frank Kandziora
1   Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main
,
Andreas Badke
2   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
,
Marc Dreimann
3   Wirbelsäulenchirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
Harry W. Gebhard
4   Orthopädie Zentrum Kantonsspital Baden, Schweiz
,
Erol Gercek
5   Orthopädie und Unfallchirurgie, Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Koblenz
,
Oliver Gonschorek
6   Wirbelsäulenchirurgie, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
,
René Hartensuer
7   Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster
,
Jan-Sven Gilbert Jarvers
8   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Sebastian Katscher
9   Orthopädie und Unfallchirurgie, Sana Kliniken Leipziger Land GmbH, Borna
,
Philipp Kobbe
10   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen
,
Holger Koepp
11   Wirbelsäulenzentrum, St. Josefs-Hospital, Wiesbaden
,
Stefan Matschke
12   ATOS Klinik Heidelberg
,
Sven Mörk
13   Orthopädie und Unfallchirurgie, St. Anna Krankenhaus, Sulzbach-Rosenberg
,
Christian W. Müller
14   Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie, Asklepios Klinik Wandsbek, Hamburg
,
Georg Osterhoff
15   Klinik für Traumatologie, UniversitätsSpital Zürich, Schweiz
,
Ferenc Pécsi
16   Wirbelsäulenchirurgie/Skoliosezentrum, Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein
,
Miguel Pishnamaz
10   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen
,
Maximilian Reinhold
17   Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie, Klinikum Südstadt Rostock
,
Gregor Schmeiser
18   Abteilung für Spinale Chirurgie, Schön Klinik Hamburg-Eilbek
,
Klaus John Schnake
19   Zentrum für Wirbelsäulentherapie, Schön Klinik Fürth
,
Kristian Schneider
11   Wirbelsäulenzentrum, St. Josefs-Hospital, Wiesbaden
,
Ulrich Josef Albert Spiegl
8   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Bernhard Ullrich
20   Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Klinikum Bergmannstrost Halle (Saale)
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
05 February 2019 (online)

Zusammenfassung

Im Jahr 2017 erstellten die Mitglieder der AG „obere HWS“ der Sektion „Wirbelsäule“ der DGOU in einem Konsensusprozess mit 4 Sitzungen Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie oberer Halswirbelsäulenverletzungen unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur. Der folgende Artikel beschreibt die Empfehlung für Frakturen des Atlasrings. Etwa 10% aller HWS-Verletzungen betreffen den Atlas. Die Diagnostik zielt im Wesentlichen auf die Detektion der Verletzung sowie die Beurteilung der Gelenkflächen hinsichtlich einer Lateralisationstendenz der Atlasmassive. Zur Klassifikation haben sich die Gehweiler-Klassifikation und ergänzend die Dickman-Klassifikation bewährt. Zum primären klinischen Screening hat sich die Canadian C-Spine Rule bewährt. Bildgebendes Verfahren der Wahl bei klinischem Verdacht auf eine Atlasverletzung ist die CT. Die MRT dient der Beurteilung der Integrität des Lig. transversum atlantis bei vorderer und hinterer Bogenfraktur. Die Indikation zur Gefäßdarstellung sollte großzügig gestellt werden. Viele Atlasfrakturen können konservativ in einer Zervikalorthese behandelt werden. Eine OP-Indikation ist gegeben bei bestehender oder drohender massiver Gelenkinkongruenz oder -instabilität, die am häufigsten bei Gehweiler-IIIB-Frakturen oder bei Gehweiler-IV-Frakturen vorliegt. Operative Standardtherapie ist die dorsale atlantoaxiale Fixation, entweder in transartikulärer Technik oder mittels Fixateur interne. Insbesondere bei jüngeren Patienten sollte die Möglichkeit einer isolierten Atlasosteosynthese geprüft werden. Dislozierte Gehweiler-IV-Frakturen mit sagittaler Spaltbildung können auch probatorisch im Halofixateur unter Ausnutzung der Ligamentotaxis behandelt werden; eine engmaschige Dislokationskontrolle ist obligat. Im Falle einer sekundären Dislokation ist auch hier eine operative Stabilisierung indiziert. Bei Mitbeteiligung des okzipitozervikalen Gelenks ist eine Einbeziehung des Okziputs in die Instrumentierung notwendig.