neuroreha 2018; 10(04): 159-160
DOI: 10.1055/a-0754-3439
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transkranielle Gleichstromstimulation kann motorisches Lernen verbessern helfen

Jan Mehrholz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Dezember 2018 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziel

Ziel der Studie war es, die Effekte einer transkraniellen Gleichstromstimulation auf das Erlernen motorischer Leistungen und den Effekt auf die Stadien des motorischen Lernens bei Patienten mit chronischem Schlaganfall zu evaluieren.


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Methodik

Design Randomisierte und placebokontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von 18–80 Jahren nach einseitigem und erstem ischämischen Schlaganfall, der länger als drei Monate zurücklag. Die Patienten sollten eine leichte bis mittelschwere Hemiparese mit verbliebener Handfunktion besitzen, die ausreichend für die Aufgabenerfüllung war, eine eindeutige Handpräferenz nach Edinburgh Handedness Inventory besitzen und eine ausreichende kognitive Funktion zur Erfüllung der Studienanforderungen haben.

Interventionen Die Studienteilnehmer wurden per Zufallsverfahren einer von drei Interventionen zugeteilt:

  • Die erste Gruppe erhielt ein motorisches Training und eine transkranielle Placebostimulation (Placebo tDCS).

  • Die zweite Gruppe erhielt ein motorisches Training und eine echte transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS).

  • Die dritte Gruppe erhielt kein motorisches Training und keine transkranielle Stimulation (keine tDCS).

Die Patienten übten mit ihrer paretischen Hand eine modifizierte Version der sequenziellen visuellen Isometrie (SVIPT) für ca. 45 min/Tag (5 × 20 Versuche mit kurzen Pausen zwischen den Blöcken, um Ermüdung zu vermeiden). Die Patienten drückten einen Kraftaufnehmer zwischen dem Daumen und Zeigefinger, um einen Cursor möglichst schnell und genau durch ein festes Muster von fünf Zielpunkten auf einem Computerbildschirm zu bewegen. Die Patienten erhielten visuelles Feedback von der Position des Cursors, was ihnen teilweise erlaubte, ihren Erfolg zu interpretieren, wenn beispielsweise ein Ziel nicht richtig getroffen wurde (im Sinne von Über-/Unterschreitungen). Es gab keine weiteren zusätzlichen Rückmeldungen der Untersucher. Nach dem ersten Trainingsblock eines jeden Tages wurde entweder echte oder Placebo-tDCS für 20 min auf das Hirnareal M1 der betroffenen Hemisphäre appliziert.

Messungen Um die Verallgemeinerung des Handmotoriklernens beurteilen zu können, wurden der Jebsen-Taylor-Hand-Funktionstest (JTT) und der Grooved Pegboard Test (GPT) am Anfang des ersten und am Ende des fünften Trainingstags durchgeführt.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 56 Patienten eingeschlossen, und am Ende wurden die Daten von 51 Patienten ausgewertet. Alle Patienten beider Gruppen verbesserten sich in der Geschwindigkeit der Bewegungsausführung im JPT und GPT. Die größten Verbesserungen wiesen jedoch die Patienten der kombinierten Trainings- und Stimulationsgruppe auf. Die Patienten ohne Training und ohne Stimulation zeigten von allen Gruppen die geringsten Fortschritte. Die Autoren führten noch eine Vielzahl weiterer Analysen durch, jedoch ergaben sich keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Gruppen. Allerdings gab es einen signifikanten Effekt des motorischen Trainings im Vergleich zur dritten Gruppe, die nicht trainiert und nicht stimuliert wurde. Dieser Effekt war unabhängig davon, ob wirklich stimuliert oder placebostimuliert wurde.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass Training einer ungewohnten Geschicklichkeitsaufgabe die Feinmotorik bei chronischem Schlaganfall verbessert und dass tDCS dabei das motorische Lernen unterstützen könnte.


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