Sportphysio 2018; 06(05): 196-199
DOI: 10.1055/a-0751-2328
Research
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Publication Date:
30 November 2018 (online)

Supinationstrauma: Neue klinische Leitlinie

Supinationstraumata des oberen Sprunggelenks gehören zu den häufigsten muskuloskeletalen Verletzungen. Etwa 40 % aller Supinationstraumata entstehen während sportlicher Aktivität. Ein großer Anteil dieser Patienten entwickelt eine chronische Instabilität des oberen Sprunggelenks, was oft Ausfälle bei der Arbeit und/oder beim Sport zur Folge hat. Langfristig bestehen Hinweise auf degenerative Veränderungen und osteochondrale Läsionen.

Diese klinische Leitlinie (Clinical Practice Guideline, CPG) ist ein Update der älteren Leitlinie aus dem Jahre 2012. Ziel der Autoren war es, allen Berufsgruppen, die mit Patienten arbeiten, die ein Supinationstrauma erlitten haben, ein Update über Diagnostik, Therapie und Prävention von Rezidiven zu geben und damit auch gleichzeitig weltweit das Management dieser Verletzung zu vereinheitlichen.

Dazu wurde ein multidisziplinäres Leitlinien-Team gebildet, das unterschiedliche Berufsgruppen repräsentiert: Hausärzte, Unfallärzte, Radiologen, Ergotherapeuten, orthopädische Chirurgen, Rehabilitationsärzte, Physiotherapeuten, Athletiktrainer/Sportwissenschaftler, Sportmasseure, Sportärzte und Traumachirurgen.

Als Basis für die neue Leitlinie wurde die CPG aus dem Jahre 2012 verwendet und mittels Literaturrecherche in Peer-reviewed-Zeitschriften nach relevanten Neupublikationen in den Jahren 2009–2016 gesucht. Die Suchstrategie ist ausführlich beschrieben, und potenziell relevante Artikel wurden von zwei Forschern unabhängig voneinander beurteilt. Im Zweifelsfall wurde ein dritter Forscher hinzugezogen. Hierbei wurde das AGREE-Instrument zur Beurteilung von CPGs befolgt. Wo möglich wurde eine Metaanalyse durchgeführt, und die Empfehlungen basieren auf dem Beweisniveau. Tatsächlich neue Informationen und Empfehlungen wurden auch als solche benannt.

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40% aller Supinationstraumata entstehen bei sportlicher Aktivität, zum Beispiel beim Laufen. (Quelle: baranq/stock.adobe.com (nachgestellte Situation))

Die wichtigsten Neuerungen werden hier kurz erwähnt:

  • Die vordere Schublade als Test zur Beurteilung der Integrität des Lig. talofibulare anterior hat nach wie vor einen Platz im Assessment, solange dieses Assessment 4–5 Tage nach der Verletzung durchgeführt wird.

  • Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs = nonsteroidal anti-inflammatory drugs) können in der akuten Phase zum Einsatz kommen, aber es wird ausdrücklich auf den potenziell hemmenden Einfluss auf die Wundheilung hingewiesen.

  • Trainingstherapie ist geeignet, eine optimale Reparation zu gewährleisten und die Gelenkfunktion wiederherzustellen.

  • Manuelle Therapie unterstützt die Trainingstherapie. Andere Therapieoptionen wie zum Beispiel Elektrotherapie, Laser oder Kurzwelle werden aufgrund fehlender wissenschaftlicher Beweislage nicht empfohlen.

  • Operationen sollten nur dann erfolgen, wenn konsequente Trainingstherapie bei Patienten mit chronischer Instabilität nicht zum Erfolg führte.

  • Braces können helfen, eventuelle Rezidive zu verhindern.

Insgesamt ist diese CPG sehr übersichtlich und kann allen (Sport-)Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern in der täglichen Arbeit mit Patienten nach einem Supinationstrauma eine Hilfe sein. Der Zugriff auf die Studie ist kostenlos möglich (siehe Link mit QR-Code).

Martin Ophey, Herausgeber

Vuurberg G, Hoorntje A, Wink LM et al. Diagnosis, treatment and prevention of ankle sprains: Update of an evidence-based clinical guideline. British Journal of Sports Medicine 2018, 52(15); 956 LP-956. https://doi.org/10.1186/s12891–018–2124–5

AUF EINEN BLICK

Design: Clinical Practice Guideline

Teilnehmer: verschiedene Berufsgruppen, u. a. (Sport-)Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler

Resultate: Es werden Empfehlungen für Prognose, Diagnostik, Therapie und Prävention gegeben.

LINKS

Link zum Artikel im British Journal of Sports Medicine (Open Access)