Notfallmedizin up2date 2019; 14(01): 107-117
DOI: 10.1055/a-0711-9376
Pädiatrische Notfälle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der plötzliche Säuglingstod – Aufgaben des Notarztes

Jan Sperhake
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Publikationsdatum:
26. April 2019 (online)

Im Notarztdienst treten ganz unvermeidlich Situationen auf, die sehr belastend für die professionellen Helfer sind. Ganz zweifellos gehört dazu der plötzliche Tod eines Säuglings. Der Notarzt ist als einer der ersten Helfer – in der Regel noch vor der Polizei – am Ort des Geschehens. Die Wahrnehmungen, die der Notarzt vor Ort macht, können einen ganz wesentlichen Einfluss auf die (rechts-)medizinische und polizeiliche Aufklärung des Todesfalles haben.

Kernaussagen
  • Plötzliche und unerwartete Todesfälle von Säuglingen sind ungeklärte Todesfälle und damit meldepflichtig an die Polizei.

  • SIDS ist heute viel seltener als früher. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, auf ein Tötungsdelikt zu treffen.

  • Jede Verletzung ist bei einem jungen Säugling verdächtig für eine Fremdeinwirkung.

  • Die Reanimation von Säuglingen mit sicheren Todeszeichen ist nicht sinnvoll.

  • Die Beobachtungen des Notarztes können für die Klärung der Todesursache wichtig sein.

  • Den Eltern sollte ein würdevoller Abschied in der Wohnung ermöglicht werden. Das Kind im Arm zu halten, führt nicht zur Zerstörung von Spuren.

 
  • Literatur

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