Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 991-998
DOI: 10.1055/a-0704-3461
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management von Urethraläsionen und urethrovaginaler Fistelbildung nach Anlage einer spannungsfreien suburethralen Schlinge: Evaluation aus einem universitären Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

Article in several languages: English | deutsch
Dorit Schöller
Obstetrics and Gynecology, University of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Sara Brucker
Obstetrics and Gynecology, University of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Christl Reisenauer
Obstetrics and Gynecology, University of Tübingen, Tübingen, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

received 17 July 2018
revised 18 August 2018

accepted 19 August 2018

Publication Date:
19 October 2018 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung Die Komplikation einer Banderosion in die Urethra nach Anlage einer retropubischen (TVT) oder transobturatorischen (TOT) spannungsfreien suburethralen Vaginalschlinge oder die iatrogen akzidentiell verursachte transurethrale Bandlage können eine urethrovaginale bzw. vesikovaginale Fistelbildung zur Folge haben. Zielsetzung der Untersuchung ist die Auswertung des Managements solcher seltenen Komplikationen.

Patienten und Methode Retrospektive Analyse von 14 Patientinnen, die aufgrund einer urethralen Läsion bzw. urethrovaginaler Fistelbildung im Zustand nach TVT-/TOT-Anlage zwischen Juni 2011 und Februar 2018 in der Universitäts-Frauenklinik Tübingen behandelt wurden.

Ergebnisse Als operative Therapie erfolgte in 57,1% (n = 8) der vaginale Fistelverschluss mittels Martius-Flap des Labium majus und in 21,4% (n = 3) mittels eines vaginalen Schwenkhautlappens. In 21,4% (n = 3) erfolgte ausschließlich die vaginale Nahtrekonstruktion der Urethra nach Exzision des transurethral verlaufenden Bandes bzw. der Banderosion. 50% (n = 7) der Patientinnen waren postoperativ anhaltend kontinent ohne weiteren Therapiebedarf. Bei 28,6% (n = 4) bestand eine anhaltende Belastungsharninkontinenz, bei 21,4% (n = 3) eine Mischharninkontinenz. Bei 6 der 7 persistierend inkontinenten Patientinnen erfolgte die Neuanlage einer spannungsfreien suburethralen retropubischen Schlinge (TVT) im Mittel 8,8 Monate (5 – 13 Monate) postoperativ, die bei allen Patientinnen komplikationslos verlief und eine zufriedenstellende Kontinenz erreichte. Die 3 Patientinnen mit Mischharninkontinenz und persistierender Drangkomponente erhielten ergänzend eine anticholinerge Medikation. Es traten keine Langzeitkomplikationen, insbesondere keine Fistelrezidive, im untersuchten Zeitraum auf.

Schlussfolgerung Die seltene, aber relevante Komplikationen einer urethralen Erosion, transurethralen Bandlage oder urethrovaginaler Fistelbildung im Zustand nach TVT-/TOT-Anlage kann erfolgreich vaginal operativ gemanagt werden. Eine postoperativ persistierende Harninkontinenz mit der Notwendigkeit einer zweizeitigen erneuten TVT-Anlage nach ausreichender Wundheilung muss präoperativ aufgeklärt werden.